Mediävistisches Vorlesungsverzeichnis zum Sommersemester 2000
für die Fächer:
Germanistische Mediävistik, Mittelalterliche Geschichte, Mittellateinische Philologie, Musikwissenschaft, Philosophie, Orientalistik, Anglistik, Nordistik, Romanistik, Kunstgeschichte, Buchwissenschaft, Rechtsgeschichte, Medizingeschichte, Historische Theologie, Slavistik
 

Germanistische Mediävistik

Hartmut Kugler: Deutsche Literatur des hohen Mittelalters im Überblick

Auf dem Programm steht ein kurzer Durchgang durch die deutsche Literatur von etwa 11501200. Die »klassische« weltliche Literatur (unter anderem Veldekes Eneas, Hartmanns Artusromane, Nibelungenlied, Minnesangs Frühling) wird im gleichen Zuge mit der geistlichen und der »Sachliteratur« der Zeit betrachtet. Auch hier spielt der Kontext der europäischen Nachbarliteraturen dabei eine Rolle.
Vorlesung, Di, 1113 Uhr, KH 1.011 Beginn: 9.5.2000

Ulrich Wyss: Artusroman

Künec Artus der guote der gute König Artus ist eine Hauptfigur in der europäischen Mythologie des Mittelalters. Zuerst tritt er uns in romanhafter Geschichtsbeschreibung entgegen, dann in den fünf Romanen des Chrétien de Troyes, der zu den genialsten Erzählern aller Zeiten rechnet. Durch Nacherzählen, Umerzählen, Übersetzen seiner Werke entstanden die Klassiker der hochmittelalterlichen deutschen Erzählliteratur: »Erec«, »Iwein«, »Parzival«, die ihrerseits erweitert, nachgeahmt, umgeschrieben wurden.
Literatur: V. Mertens, Der deutsche Artusroman, Stuttgart 1998 (Reclam 17609).
Vorlesung, Mo, 1113 Uhr, KH 2.019 Beginn: 8.5.2000

Sonja Glauch: Einführung in die deutsche Literatur des
Mittelalters: Hartmann von Aue: Êrec

Ein Höhepunkt der deutschen Literatur im Mittelalter sind die höfischen Artusromane kurz vor und um 1200. Der erste von ihnen, den Hartmann von Aue nach einer französischen »Neuerscheinung« bearbeitet hatte, muß an den Ritterhöfen neue Standards für anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur gesetzt haben. Von diesem Roman, der von dem merkwürdigen und gar nicht mustergültigen Beginn einer Ehe erzählt, soll die Einführung in Grundlagen und Methoden der germanistischen Mediävistik ausgehen.
Literatur: Textgrundlage: Hartmann von Aue, Erec, hrsg. v. Thomas Cramer (Fischer Taschenbuch 6017). Sie brauchen außerdem: ein mittelhochdeutsches Wörterbuch (z.B. Lexer, Mhd. Taschenwörterbuch) und eine mittelhochdeutsche Grammatik, z.B. von Weinhold/Ehrismann, Wien 1994 oder von Paul/Wiehl/Grosse, Tübingen 1998.
Einführungskurs, Do, 1316 Uhr, B 302 Beginn: 4.5.2000

Dietmar Peschel-Rentsch: Einführung in die deutsche
Literatur des Mittelalters: Ottes Eraclius

Wir wollen den Einstieg in die deutschsprachige Literatur des Mitte lalters an der Erzähung »Eraclius« aus dem frühen 13. Jahrhundert versuchen, die jemand, der sich Otte nennt und einen gelehrten Mann, nach der französischen Vorlage »Eracle« eines Dichters namens Gautier d'Arras gedichtet hat. Der Text paßt in keine der Gattungen, nach denen man mittelalterliche Romane sortieren kann: Antiken-Roman, Liebes- und Ehebruchsgeschichte, Herrschergeschichte, Kreuzeslegende und hat doch von allem etwas. Man kann daraus lernen, dass man es weit bringen kann, wenn man etwas von Steinen, Pferden und Frauen versteht aber vor fundamentalen Irrtümern schützt es nicht und zum ewigen Seelenheil langt es auch nicht.
Literatur: Textgrundlage des Seminars soll folgende Ausgabe sein: Otte, Eraclius, hrsg. von Winfried Frey, Göppingen 1983 (=Göppinger Arbeiten zur Germanistik 348); den Text beschaffen wir gemeinsam zu Beginn des Semesters. Zur Vorbereitung: Der Era_clius des Otte, übersetzt, mit Einführung, Erläuterungen und Anmerkungen versehen von Winfried Frey, Kettwig (Phaidon Verlag) 1990. Sie brauchen außerdem eine Ausgabe des mittelhochdeutschen Taschenwörterbuchs von Matthias Lexer und eine mittelhochdeutsche Grammatik (z.B. die von Hilkert Weddige, Mittelhochdeutsche, oder die von Paul/Wiehl/Grosse).
Einführungskurs, Mo, 8.4511 Uhr, KH 2.014 Beginn: 8.5.2000

Susanne Büsing: Mittelhochdeutsche Lyrik

Noch nichts gehört außer »dû bist mîn, ich bin dîn« oder den Namen Walther von der Vogelweide? Ahnungslose sind herzlich eingeladen, sich einen (selektiven) Überblick über die Autoren und Gattungen der mittelhochdeutschen Lyrik zu verschaffen, sich mit Entstehungstheorien, Metrik und Rhetorik zu befassen.
Literatur: Bitte besorgen Sie sich eine Ausgabe »Des Minnesangs Frühling«; H.-H. S. Räkel, Der deutsche Minnesang; R. Brandt, Kleine Einführung in die Mittelalterliche Poetik und Rhetorik; ein Handout zur Metrik wird im Seminar ausgegeben.
Proseminar, Mi, 9.4511.15 Uhr, B 302 Beginn: 3.5.2000, 1011.30 Uhr

Friedrich Michael Dimpel:
Wolfram von Eschenbach: Willehalm

»Der Willehalm-Roman des Parzival-Dichters: ein Werk gegen die Kreuzzugsideologie des Mittelalters, eines der großen Dokumente der Menschlichkeit« so die Verlagswerbung für Joachim Heinzles zweisprachige Ausgabe. Doch trotz aller formulierten Toleranzgedanken bleibt nach der Lektüre ein bitterer Geschmack: Schlachtengetümmel, zahllose Leichen, politische sowie persönliche Streitigkeiten und wie könnte es anders sein eine etwas andere Liebesgeschichte.
Literatur: Textausgaben: Wolfram von Eschenbach, Willehalm, hrsg von J. Heinzle, Studienausgabe, Tübingen 1994 (ATB 108); Wolfram von Eschenbach, Willehalm. Mhd./nhd. Völlig neu bearb. Übers. v. D. Kartschoke, Berlin u.a. 1989; Wolfram von Eschenbach, Willehalm. Mhd./nhd. Übers. und Komm. von J. Heinzle, Frankfurt a.M. 1991; Literatur: J. Greenfield/L. Miklautsch, Der »Willehalm« Wolframs von Eschenbach. Eine Einführung, Berlin u.a. 1998; J. Bumke, Wolfram von Eschenbach, Stuttgart 71997.
Proseminar, Do, 1315 Uhr, B4A1 Beginn: 4.5.2000

Sonja Glauch: Sangspruchdichtung: Konrad von Würzburg und Heinrich von Mügeln

Konrad und Heinrich sind Spruchdichter des 13. und des 14. Jahrhunderts, die kaum etwas Gemeinsames haben. Trotzdem sollen sie uns stellvertretend für eine außerhalb des germanistischen Elfenbeinturmes heute kaum zur Kenntnis genommene spätmittelalterliche Kunstform stehen, in der sich »prosaische« Inhalte wie Politik, Sprachtheorie, Poetik oder Naturkunde mit sangbarer Strophenform verbinden. Das Seminar ist auch gedacht als zusätzliche Vorbereitungsmöglichkeit für Staatsexamenskandidaten (bis Frühjahr 2001), die den Aufgabenbereich D (= Sangspruchdichtung) ins Auge gefaßt haben.
Literatur: Die Lektüretexte werden kopiert. Sie brauchen ein mhd. Wörterbuch (z.B. Lexers Taschenwörterbuch). Zur allgemeinen Einführung: H. Tervooren, Sangspruchdichtung, Stuttgart 1995 (Sammlung Metzler 293).
Proseminar, Fr, 1315 Uhr, B4A1 Beginn: 5.5.2000

Manfred Lautenschlager: Marco Polo in deutschen
Übersetzungen

Marco Polo ist als Ostasienreisender der Mongolenzeit vielen als Name bekannt, sein Reisebericht allerdings wird wenig gelesen. Dies schien im deutschsprachigen Raum bereits für frühere Zeiten zu gelten, setzt man die wenigen Übersetzungen, Abschriften und frühen Drucke als Maßstab der Popularität Marco Polos hierzulande an; im romanischen Sprachbereich hingegen erfreute sich der Milione in vielen Idiomen des Volgare großer Beliebtheit. Wir wollen die Spur dieses Defizits verfolgen, den in vieler Hinsicht spannenden und informativen Reisebericht in den erhaltenen deutschen Bearbeitungen studieren, während der Vergleich mit den teils ganz anders kompilierten Fassungen in den romanischen Sprachen den Blick für ein Verständnis der Besonderheiten und Absichten der deutschen Redaktionen schärfen soll.
Literatur: Zur Einführung: M. Münkler, Marco Polo, Leben und Legende, München 1998 (dort findet sich auch die wichtigste weiterführende Literatur verzeichnet); in der deutschen Seminarbibliothek vorhanden: Der mitteldeutsche Marco Polo. Nach der Admonter Handschrift, hrsg. von E. H. von Tscharner, Berlin 1935; Kopien der Druckausgaben von Fritz Creußner, Nürnberg 1477, nach dem Exemplar im Germanischen Nationalmuseum, und von Anton Sorg, Augsburg 1481, nach dem Exemplar der Stadtbibliothek Nürnberg, werden für das Seminar angefertigt.
Proseminar, Fr, 911 Uhr, B 202 Beginn: 5.5.2000

Dietmar Peschel-Rentsch: Konrad von Würzburg: Engelhart

Versroman eines der produktivsten Dichter der zweiten Hälfte des 13. Jh. (Liebes- und andere Lyrik, Legenden, Novellen, Romane) nach einem verbreiteten literarischen Muster: Die bedingungslose Liebe zweier Freunde (lateinisch: Amicus et Amelius, altfranzösisch: Amis et Amile), der nur in einem späten Druck (1573) erhalten ist.
Literatur: Engelhard. Eine Erzählung von Konrad von Würzburg, mit Anmerkungen von M. Haupt, zweite Auflage besorgt von E. Joseph, Leipzig 1890; Konrad von Würzburg, Engelhard, hrsg. von I. Reiffenstein, Tübingen 1982 (= 3. neubearbeitete Auflage von P. Gereke = ATB 17); den Text beschaffen wir gemeinsam zu Beginn des Semesters. Sie brauchen eine Ausgabe des mittelhochdeutschen Taschenwörterbuchs von Matthias Lexer.
Proseminar, Di, 1618 Uhr, B4A1 Beginn: 9.5.2000

Dietmar Peschel-Rentsch: Liebesroman: Aucassin et Nicolette

Französischer Liebesroman vom Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts eines unbekannten Autors. Mittelalterliche Liebesromane sind ein eigener Stoffkomplex (neben der Dichtung über antike Stoffe, Taten Karls des Großen, seiner Paladine und deren Nachfolger, Abenteuer der Artusritter) nach spätantiken Vorbildern. Muster: Ein Liebespaar findet sich, wird auseinandergerissen und findet sich nach lebensgefährlichen Abenteuern zum happy-ending wieder. »Aucassin et Nicolette« will auch in diese Gattung nicht recht passen; der Text ist abwechselnd in Prosa und Vers gedichtet, zum Vorlesen und Vorsingen gedacht (chantefable), ist gleichzeitig von pathetischem Ernst, derbem Witz und feinem Humor. In seinem Arrangement hat er kein Vorbild und keine Nachahmer.
Literatur: Die altfranzösische Textausgabe beschaffen wir gemeinsam zu Beginn des Semesters. Kenntnisse des Französischen, gar des Altfranzösischen wären gut, sind aber nicht unerläßlich. Es wäre toll, wenn Sie ein Dictionnaire d`Ancien Français hätten. Sie sollten jedenfalls haben: W. Foerster, Wörterbuch zu Kristian von Troyes` sämtlichen Werken, revidiert und neubearbeitet von H. Breuer, Tübingen 1973 [oder später]; auch ein neufranzösisches Wörterbuch sollten Sie mitbringen. Eine deutsche Übersetzung von »Aucassin et Nicolette« von P. Hausman ist 1987 in der Insel-Bücherei (Nr. 1071) erschienen.
Proseminar, Mi, 1416 Uhr, B4A1 Beginn: 10.5.2000

Ulrich Wyss: Mittelhochdeutsche Lektüre

Literarhistorische Begriffe ohne Anschauung sind leer. Deshalb müssen wir Literaturhistoriker immer wieder lesen, lesen, lesen. Und zwar auch schwierige Texte, auch Texte, deren Sprache uns unvertraut geworden ist. Bei solchen Lektüren nicht allein zu sein und über sie reden zu können, macht Vieles leichter; und es erhöht den Genuß. Im Seminar soll eine Auswahl anspruchsvoller mittelalterlicher Stücke aus verschiedenen Genres gelesen und besprochen werden.
Literatur: Texte werden am Beginn des Semesters bereitgestellt.
Übung, Mi, 9.0011.15 Uhr, B4A1 Beginn: 3.5.2000

Hartmut Kugler: Nibelungenlied

Das Nibelungenlied ist eines der wenigen Stücke der mittelalterlichen deutschsprachigen »Weltliteratur«, das ohne erkennbare Vorlagen aus anderen Literaturen (romanischen oder lateinischen) daherkommt. Weil Autorschaft und Vorstufen im Dunkeln liegen, hat sich immer trefflich darüber streiten lassen, ob wir es mit einem Zeugnis einer »archaischen« Germanenkultur oder einem raffiniert altertümelnden Gegenentwurf zu den Ritterromanen französischer Prägung zu tun haben. Die Positionen und Argumente von »Traditionalisten« und »Mo_dernisierern« lassen sich in der Forschungsdiskussion begutachten, und auch im Text des Nibelungenlieds selbst.
Literatur: Das Nibelungenlied. Nach d. Ausg. von K. Bartsch, hrsg. von H. de Boor, 22. rev. u. von R. Wisniewski erg. Aufl., Mannheim 1988 (Deutsche Klassiker des Mittelalters)
Hauptseminar, Di, 18.0020.15 Uhr, B4A1 Beginn: 9.5.2000

Christoph März: Althochdeutsche Syntax und Stilistik.
Ein Versuch an Otfrieds »Evangelienbuch«

Ein weithin unbestelltes Feld: Während die mittelhochdeutschen Grammatiken den Kategorien Syntax und Stilistik in der Regel Nischen einräumen und so Brücken zwischen den Inseln Literatur- und Sprachwissenschaft schlagen , bescheiden sich die althochdeutschen Grammatiken mit den »harten« Laut- und Formensystemen. Einzelstudien aus dem 19. Jahrhundert zu unserem Thema sind verschüttet, erst die Linguistik der letzten Jahre bringt Neues, wird von der Literaturwissenschaft indes kaum rezipiert. Als Anreiz eine erklärungsbedürftige Statistik: Das Verhältnis von indikativischer und konjunktivischer Verbflexion beträgt bei Goethe 92:8, bei Wolfram von Eschenbach 95:15, bei Otfrid von Weißenburg 67:33.
Literatur: Otfrids Evangelienbuch, hrsg. von O. Erdmann, beliebige Auflage, Tübingen (ATB 49); eine beliebige Grammatik des Althochdeutschen (bei Neuanschaffung: W. Braune/H. Eggers, Althochdeutsche Grammatik, Tübingen).
Hauptseminar, Mi, 15.4518.15 Uhr, B4A1 Beginn: 3.5.2000

Ulrich Wyss: Früher Minnesang

Die unerhörte Kunst der Trobadors aus Okzitanien wurde nach 1150 überall nachgeahmt: in Nordfrankreich, in Katalonien, in Portugal, in Italien aber auch auf deutschsprachigem Boden. Im Seminar sollen die Lieder der ersten deutschen Trobadors studiert werden.
Literatur: Minnesangs Frühling, 38., erneut revidierte Auflage, Stuttgart 1988.
Hauptseminar, Di, 9.0011.15 Uhr, B 202 Beginn: 9.5.2000

Mittelalterliche Geschichte

Werner Goez: Einführung in die Siegelkunde

Die Siegelkunde (Sphragistik) ist eine wichtige historische Hilfswissenschaft. Ihre Relevanz reicht von der Sozial- und Institutionengeschichte bis zur Kunstgeschichte, ihr Arbeitsgebiet von der Alten Geschichte bis zur Zeitgeschichte. Dafür werden Beispiele gegeben; doch im Vordergrund der Lehrveranstaltung stehen Mittelalter und frühe Neuzeit. Anhand eines reichen, an deutschen Universitäten nur in Erlangen vorhandenen Materials werden differenziert nach den wichtigsten Gruppen der Siegler die wichtigsten Siegelgruppen vorgestellt und diskutiert, wobei der optischen Präsentation besonderes Gewicht gegeben wird.
Literatur: A. von Brandt, Werkzeug des Historikers (Urban-Taschenbücher 33, 15. Aufl. 1998); W. Ewald, Siegelkunde (HbMNG 4, 1914 = Neuaufl. 1975); E. Kittel, Siegel (1970).
Vorlesung mit Übung, Mo, 1113 Uhr, KH 0.020 Beginn: 8.5.2000

Klaus Herbers: Europa im Zeitalter der Salier

Die Vorlesung wird einen für Studierende aller Semester geeigneten Überblick über die Geschichte Europas in der Salierzeit geben und dabei die Kirchenreform und den sogenannten Investiturstreit ebenso behandeln wie den Beginn der Kreuzzüge im europäischen Zusammenhang.
Literatur: E. Boshof, Die Salier, 31995 (Urban-Taschenbuch); W. Hartmann, Der Investiturstreit, 21996 (Enzyklopädie deutscher Geschichte); Die Salier und das Reich 13, hrsg. von St. Weinfurter, 1991.
Vorlesung, Di, 1113 Uhr, KH 0.011 Beginn: 9.5.2000

Klaus Herbers: Geschichte Spaniens im Mittelalter II

Das Kolleg setzt die Vorlesung des vergangenen Wintersemesters fort, kann aber auch unabhängig davon besucht werden. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Iberischen Halbinsel im späten Mittelalter, von der Gründung der Universitäten bis zum Zeitalter der Entdeckungsfahrten.
Literatur: J.F. O`Callaghan, A history of medieval Spain, 21987; L. Vones, Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter (7111480): Reiche, Kronen, Regionen, 1993; B.F. Reilly, The Medieval Spains, 1993.
Vorlesung, Mi, 1213 Uhr, KH 1.020 Beginn: 3.5.2000

Wolfgang Wüst: Franken im Hoch- und Spätmittelalter:
Territorien, Kanzlei- und Gerichtswesen,
Bündnisse und Landfriede, Alltag und Reform

Zwischen den in der Forschung zur mittelalterlichen »Staatlichkeit« vielfach als normativen Leitbildern angesehenen Personenverbänden und dem sich ausformenden institutionellen Flächenstaat gab es eine Reihe von Zwischenstufen mit gleitenden Übergängen, die gerade die Territorienbildung in Franken kennzeichnen. Bischöfe, Stifte, Klöster, Städte und Adelige traten mit unterschiedlichen Konzepten und Rechten in die alte fränkische Königs- und Grafschaftsverfassung ein. Immunitäten und der Grenzenmangel der terra imperii sorgten bereits im Hochmittelalter für einen regionalen Aufbruch, der zur typischen vielherrigen Machtsituation und zur breiten Auffächerung des Kulturguts im Spätmittelalter führte. Angesichts der schier atemberaubenden territorialen Veränderungen zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert rückt die Vorlesung neben Aspekten der variablen und grenzüberschreitenden Bündnissysteme auch die Arbeit der Kanzleien, die Reformansätze seitens der Stände und Dynastien und schließlich die Bewältigung des Alltags durch die »Untertanen« in den Blickpunkt, um den Bruch und die Phasen der Kontinuität auch in anderen Lebensbereichen deutlich werden zu lassen. Die Vorlesung wird ergänzt durch einen Lektürekurs (Mi, 1416 Uhr, R 426; Beginn: 3.5.2000).
Literatur: Zur Vorlesung erscheint eine eigene Bibliographie, die allen Hörern voraussichtlich in zwei Teilen zukommen wird.
Vorlesung, Di, 911 Uhr, KH 1.013 Beginn: 2.5.2000

Nikolas Jaspert: Die Ritterorden

Die geistlichen Ritterorden gehören zu den genuin mittelalterlichen Institutionen, die nicht nur das 12. bis 15. Jahrhundert wesentlich prägten, sondern auch weit darüber hinaus ihre Wirkungskraft behielten. Sie haben auch in der Gegenwart einen festen Platz im allgemeinen Bewußtsein und bestehen in abgewandelter Form noch fort. An ihrem Beispiel sollen Methoden, Hilfsmittel und Inhalte der Mediävistik gemeinsam erarbeitet werden . Die geistesgeschichtlichen Wurzeln der Ritterorden, aber auch ihre unterschiedlichen Ausprägungen und ihre weite Verbreitung werden besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Literatur: Die geistlichen Ritterorden Europas, hrsg. von J. Fleckenstein/M. Hellmann, 1980 (Vorträge und Forschungen 26); A. Forey, The Military Orders from the Twelfth to the Early Fourteenth Centuries, 1992; Militia Christi e Crociata nei secoli XIXIII, Atti della undecima Settimana internazionale di studio Mendola, 18 agosto 1 set_tem_bre 1989, 1992 (Miscellanea del Centro di studi medioevali 13).
Proseminar, Fr, 10.1512.45 Uhr, R 125 Beginn: 5.5.2000

Nikolas Jaspert: Stadtvorstellungen im Mittelalter

Auch Menschen des Mittelalters setzten sich gedanklich mit ihrem räumlichen Umfeld und dem ihrer Mitmenschen auseinander. Dies gilt in besonderem Maße für die Stadt, die mal als Ort der Verheißung, mal als Stätte der Verkommenheit und Verdammnis verstanden worden ist. Das Bemühen mittelalterlicher Autoren, die städtische Realität in Welt- und Heilsvorstellungen einzuordnen, hat sich in einer Vielzahl von Texten und Texttypen niedergeschlagen; sie sollen im Zentrum des Seminars stehen, gemeinsam gelesen werden und an die Arbeitsmethoden wie Inhalte der Mediävistik heranführen.
Literatur: C. J. Classen, Die Stadt im Spiegel der Descriptiones und Laudes urbium in der antiken und mittelalterlichen Literatur bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts, 1986; H. Kugler, Die Vorstellung der Stadt in der Literatur des deutschen Mittelalters, 1986 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 88); E. Schirrmacher, Stadtvorstellungen: Die Gestalt der mittelalterlichen Städte Erhaltung und planendes Handeln, 1988.
Proseminar, Do, 13.0015.30 Uhr, HS C Beginn: 4.5.2000

Bernhard Vogel: Die Königserhebung Ludwigs des Kindes in Forchheim (4.2.900)

Mit Ludwig IV. dem Kind (gest. 911), vor 1100 Jahren in Forchheim zum König gekrönt, endete die Reihe ostfränkischer Herrscher aus karolingischem Hause. Das Proseminar wird sich anhand ausgewählter Quellen mit der Geschichte des ostfränkischen Reiches an der Wende zum 10. Jahrhundert sowie den näheren Umständen der Erhebung Ludwigs beschäftigen und dabei in die grundlegenden Methoden und Arbeitstechniken der Erforschung des Mittelalters einführen. Für die gemeinsame Quellenarbeit sind Lateinkenntnisse förderlich. Anmeldungen bitte persönlich in meinen Sprechstunden oder auf einer im Sekretariat ausliegenden Liste.
Literatur: H.W. Goetz, Proseminar Geschichte: Mittelalter, 1993 (UTB Wissenschaft 1719, zur Anschaffung empfohlen).
Proseminar, Mo, 14.3017.00 Uhr, Bismarckstraße 12, R. 1.313
Beginn: 8.5.2000

Andreas Otto Weber: Königtum und Königsherrschaft in Franken im frühen und hohen Mittelalter

Ziel des Proseminars ist es, einen interdisziplinären Zugriff auf die Probleme der Königsherrschaft im Ganzen und »vor Ort« zu gewinnen. Welche Rolle spielte Franken für die Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer, und welche Rolle spielten ihre Königshöfe und Pfalzen für Franken? Wie wurde das Königsgut organisiert, wie wurde es für das Königtum nutzbar und wie lebte man hier? Anhand von archäologischen Beispielen und durch Vergleiche mit den europäischen Nachbarregionen soll so ein vielseitiges Bild der Elemente gezeichnet werden, die zur Stabilität der Königsherrschaft im mittelalterlichen Reich beitrugen.
Proseminar, Zeit n. V. (siehe Anschlag am Schwarzen Brett der Fränkischen Landesgeschichte), R. 426

Wolfgang Wüst: Der ewige Landfriede als ein Thema der
Landesgeschichte: Fehde, Schandbriefe, Einung und
Friedensbewegung in Franken vor 1500

Die Verwirklichung des Ewigen Reichslandfriedens von 1495 nach der schiedlichen Beilegung der Territorialkonflikte zwischen den Herzögen Albrecht und Georg d. Reichen von Bayern auf der einen und einem erstarkten Schwäbischen Bund auf der anderen Seite im Jahre 1492 legte die Aufgabe der Friedenssicherung wieder in den Schoß des Reiches zurück. Zuvor hatte es aber wichtige Friedenserfahrungen in einigen Reichsländern gegeben, wobei vor allem die Konfliktlösungen in Franken (Markgrafenkriege, Städtebünde, Ritterbünde, Haus- und Erbverträge usw.) und seinen Nachbarregionen zukunftsweisend sein sollten. Das Seminar versucht Ergebnisse der internationalen historischen Friedensforschung, die kürzlich gerade anläßlich der 350jährigen Wiederkehr des Westfälischen Friedens von 1648 zahlreiche neue Impulse erfahren durfte, auf die Territorien Reichsstädte, Landstädte, Ritterschaft und Fürstenstaaten gleichermaßen zu übertragen. Franken kommt dabei exemplarische Bedeutung zu. Wie stark fränkische Handelsstädte wie Nürnberg und ihre Bürgerschaft sich nach Frieden (Sicherheit) sehnen mußten, läßt sich unschwer aus den Lebens- und Fehdebeschreibungen der Ritters Götz von Berlichingen (14801562) erkennen: »Ich wußte, daß die Nürnberger über Würzburg zur Frankfurter Messe reisten. Ich ließ sie im Spessart auskundschaften und warf sechs von ihnen nieder. Unter diesen war ein Kaufmann, den ich diesen Sommer schon dreimal gefangen und an seinem Gut geschädigt hatte. Die anderen waren zu Nürnberg wohnende Ballenbinder. Ich ließ alle niederknien...«
Literatur: J. Burkhardt, Das größte Friedenswerk der Neuzeit, in: GWU 49 (1998),
S. 592612; H. Ulmschneider, Berlichingen, Götz von: Mein Fehd und Handlungen (Forschungen aus Württembergisch-Franken 17), Sigmaringen 1981; A. Kuhn, Theorie und Praxis historischer Friedensforschung, Stuttgart/München 1971; P. Moraw, Die Funktion von Einungen und Bünden im spätmittelalterlichen Reich, in: Alternativen zur Reichsverfassung in der frühen Neuzeit, hrsg. von V. Press, München 1995,
S. 121; Th. Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter am Beispiel der Reichsstadt Nürnberg (14041438), Frankfurt/Main u.a. 1998; G. Pfeiffer (Bearb.), Quellen zur Geschichte der fränkisch-bayerischen Landfriedensorganisation im Spätmittelalter, München 1975.
Proseminar, Mi, 1012 Uhr, R. 426 Beginn: 3.5.2000

Klaus Herbers: Der Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. von 1095

Das Seminar wird sich mit den Voraussetzungen, der Vorgeschichte und der Durchführung des ersten Kreuzzuges beschäftigen. Die berühmte Rede, die Papst Urban II. 1095 in Clermont gehalten haben soll, ist in mehreren Fassungen historiographisch überliefert, deren gemeinsame Lektüre den Ansatzpunkt für quellenkritische und methodische Diskussionen bieten und in zentrale Probleme der Kreuzzugsforschung einführen soll. Anmeldung in meinen Sprechstunden oder im Sekretariat.
Literatur: C. Erdmann, Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens (Forschungen zur Kirchen- und Geistesgeschichte 6, 1935 = ND 1974); E.-D. Hehl, Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, HZ 259 (1994), S. 297335; H.-E. Mayer, Geschichte der Kreuzzüge, 81995 (Urban-Taschenbücher); H. Möhring, Kreuzzug und Dschihad in der mediä_vistischen und orientalistischen Forschung 19651985 (Innsbrucker Historische Studien 10/11, 1988), S. 361386; J. Riley-Smith, The First Crusaders 10951131, 1995.
Hauptseminar, Mi, 1618 Uhr, R. 426 Beginn: 3.5.2000

Klaus Herbers/Bernhard Vogel: Mittelalterliche
Königskrönungen in Aachen (mit Exkursion)

Anhand ausgewählter Quellen und Literatur zu verschiedenen Herrschererhebungen sollen die Grundzüge der Entwicklung der mittelalterlichen Königswahl nachvollzogen und die besondere Rolle Aachens, der bevorzugten Pfalz Karls des Großen, diskutiert werden. Die gemeinsame Arbeit dient auch der Vorbereitung auf eine Wochenend-Exkursion (voraussichtlich 30.6.2.7.2000) nach Aachen mit Besuch der Ausstellung »Krönungen Könige in Aachen. Geschichte und Mythos« und Besichtigung von Dom und Schatzkammer. Weitere Einzelheiten werden rechtzeitig per Aushang bekanntgegeben. Die Veranstaltung ist für Studierende des Grund- und Hauptstudiums gleichermaßen geeignet. Für die gemeinsame Quellenarbeit sind Lateinkenntnisse förderlich. Verbindliche Anmeldungen bitte frühzeitig und nur persönlich in den Sprechstunden der Dozenten.
Literatur: H. Mitteis, Die deutsche Königswahl. Ihre Rechtsgrundlagen bis zur Goldenen Bulle (2. Aufl. 1944 = ND 1965); P. E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik. Beiträge zu ihrer Geschichte vom dritten bis zum sechzehnten Jahrhundert 14 (Schriften der MGH 13, 19541956/1978).
Übung, Di, 1618 Uhr, HS C Beginn: 2.5.2000

Stuart Jenks: Virtuelle Quellenedition

Quellen sind der Grundstoff der Geschichte, aber sie liegen in der Regel für die Wissenschaft brach, bis sie in Form einer textkritischen Edition verfügbar gemacht werden. Das Aufkommen der Neuen Medien gibt Anlaß, sich Gedanken zu machen über Quelleneditionen, insbesondere weil sich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, wenn man Quellen virtuell veröffentlicht. In unserer Übung wollen wir das Preußische Urkundenbuch, Bd. 12, als Grundlage nehmen. Dies bietet sich aus mehreren Gründen an. Preußen war Eroberungsgebiet, wo man Reformen und Neuerungen ungehindert durch ständische Sonderrechte in reiner Form einführen konnte. Somit mischen sich Mittelalter und Moderne hier in eigentümlich faszinierender Weise. Darüber hinaus werden wir durch den Umgang mit den bereits publizierten Quellen zur Geschichte des Ordenslandes Preußen mit allen wichtigen Fragen der editorischen Technik konfrontiert. Diese Übung stellt zudem unseres Wissens ein Novum im Geschichtsunterricht an der deutschsprachigen Universität dar, wird sie doch zeitgleich an zwei weit auseinander liegenden Orten (Halle/Saale und Erlangen) abgehalten. Eine ausführliche Einführung finden Sie unter http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/netzsem/preussen/ue2000.html.
Literat ur: S. Jenks, Das Netz und die Geschichtsforschung, in: Hansische Geschichts_blätter 116 (1998), S. 16384.
Übung, Do, 1416 Uhr, R. 322 Beginn: 4.5.2000

Andreas Otto Weber: Alltag im späten Mittelalter und früher Neuzeit: Von der Archäologie bis zu den schriftlichen Quellen

Die Übung soll den Teilnehmern einerseits zeigen, wie man aus Quellen verschiedenster Provenienz (von archäologischen Funden über Rechnungen bis zur Literatur) alltagsgeschichtliche Erkenntnis gewinnt, andererseits soll aber auch die museale und didaktische Vermittlung alltagsgeschichtlicher Themen (u.a. Kulinarik!) geübt werden. Dabei wird mit Museen in Mittelfranken zusammengearbeitet. Mit zwei Exkursionen.
Übung, Zeit n. V. (siehe Anschlag am Schwarzen Brett der Fränkischen Landesgeschichte), R. 426

Wolfgang Wüst: Quellenlektüre zur Vorlesung: Franken im Hoch- und Spätmittelalter: Territorien, Kanzlei- und
Gerichtswesen, Bündnisse und Landfriede, Alltag und Reform

Die Lektüreübung ergänzt und begleitet die oben vorgestellte Vorlesung (vgl. deren Kommentar und Literaturangaben). Voraussetzung: Nachweis paläographischer Kenntnisse inkl. Quelleninterpretation (Klausur oder Hausarbeit).
Übung, Mi, 1416 Uhr, R. 426 Beginn: 3.5.2000

Peter Orth: Paläographie II: Lateinische Handschriften vom 12. bis zum 15. Jahrhundert

Vgl. den Kommentar bei »Mittellateinische Philologie«
Übung (für Historische Hilfswissenschaften), Do, 8.30-10 Uhr, PSG II R 327
Beginn: 4.5.2000

Ausgewählte Probleme der mittelalterlichen Geschichte
(Kolloquium für Doktoranden und Examenskandidaten auf persönliche Einladung des Dozenten)
Oberseminar, Di, 18.30-20 Uhr, R 125 Beginn: 9.5.2000

Mittellateinische Philologie

Peter Christian Jacobsen: Petrarcas lateinische Schriften

Francesco Petrarca (13041374) gilt als der bedeutendste frühe und in mancher Hinsicht bahnbrechende Vertreter des Humanismus. Er hat ein ungemein reiches lateinisches und volkssprachiges Oeuvre hinterlassen. Seine wichtigsten lateinischen Werke das große Epos Africa, die Briefe, philosophische (wie De vita solitaria und De remediis utriusque fortunae) und autobiographische Schriften werden vorgestellt und in Petrarcas Biographie eingeordnet werden. Bei seinen historischen Schriften wird auch auf Petrarcas philologisches Wirken, besonders seine Bemühungen um Livius, einzugehen sein.
Literatur: G. Hoffmeister, Petrarca, Stuttgart/Weimar 1997 (Sammlung Metzler 301)
Vorlesung, Mi, 1618 Uhr, KH 2.014 Beginn: 3.5.2000

Peter Orth: Ermoldus Nigellus, Carmen in honorem Hludowici christianissimi Caesaris Augusti (um 828)

Ermoldus verfaßte sein panegyrisches Epos zu Ehren Kaiser Ludwigs des Frommen im Straßburger Exil, in der Hoffnung, aus seiner Verbannung zurückgerufen zu werden. In vier Büchern (ca. 2600 Verse; elegische Distichen) schildert sein »elegiacum carmen« Ludwigs Leben und Taten von 781 bis 826/827, endet also vor den Krisen der dreißiger Jahre; berühmt sind einzelne Episoden, so die kontrovers gedeutete, architektur- und kunstgeschichtlich bedeutsame Beschreibung der Bildzyklen in Kirche und Pfalz zu Ingelheim. Im Seminar werden ausgewählte Passagen untersucht; dabei soll insbesondere Beziehungen zur früheren karolingischen Dichtung und zum weiteren Oeuvre des Dichters zwei poetischen Briefen an Pippin nachgegangen werden.
Literatur: Poetae Latini aevi Carolini, t. II, rec. E. Dümmler (MGH Poetae Latini II), Berlin 1884, S. 191; Ermold le Noir, Poème sur Louis le Pieux et épitres au roi Pépin, ed. Edmond Faral (Les classiques de l`histoire de France au moyen age 14), Paris 1932/1964 (Kopien werden gestellt); F. Brunhölzl, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, Bd. 1 Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung, München 1975, S. 390394; P. Godman, Poets and Emperors. Frankish Politics and Carolingian Poetry, Oxford 1987, S. 106129; D. Schaller, Ermoldus Nigellus, in: Lexikon des Mittelalters 3 (1986) Sp. 2160f. [Lit.].
Proseminar, Mo, 1618 Uhr, PSG II R 327 Beginn: 8.5.2000

Peter Orth: Paläographie II: Lateinische Handschriften vom 12. bis zum 15. Jahrhundert

Die Schriftentwicklung im Spätmittelalter zeichnet sich durch große Vielfalt aus. Im Rahmen des Seminars sollen die wichtigsten Typen (frühgotische und gotische Buchschrift, Kursive, Bastarda, Humanistenschrift) anhand kopierter Texte studiert, ihr Charakter und ihre Entwicklung beschrieben werden. Das Proseminar ist die Fortsetzung der Paläographie I (der Besuch dieser Übung ist aber nicht Voraussetzung für die Teilnahme) und widmet sich dem Zeitraum vom Anfang des 12. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Die Schriftentwicklung steht im Vordergrund der Übungen, daneben werden die Nomenklatur der Schriftarten, Abkürzungswesen und Kodikologie behandelt, der Gebrauch der wichtigsten Hilfsmittel eingeübt. Kenntnisse der lateinischen Sprache sind natürlich von Nutzen, aber nicht obligatorisch. Ein Schein (auch für die Buchwissenschaft oder Historische Hilfswissenschaften) kann durch erfolgreiche Teilnahme an der Abschlußklausur erworben werden.
Lit.: B. Bischoff, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, Berlin 21986 (Grundlagen der Germanistik 24); F. Gasparri, Introduction à l`histoire de l`écriture, Turnhout 1994; G.I. Lieftinck, Pour une nomenclature de l`écriture de la periode dite gothique. Essai s`appliquant spécialement aux manuscrits originaires des Pays-Bas médiévaux, in: Nomenclature des écritures livresques du IXe au XVIe siècle, Paris 1954, S. 1534; E. Overgaauw, Die Nomenklatur der gotischen Schriftarten bei der Katalogisierung von spätmittelalterlichen Handschriften, in: Codices manuscripti 17 (1994), S. 100106
Proseminar (zugleich Übung für Historische Hilfswissenschaften)
Do, 8.3010 Uhr, PSG II R 327 Beginn: 4.5.2000

Peter Christian Jacobsen: Die moralisch-satirischen Gedichte Walters von Châtillon

Walter von Châtillon (gest. um 1186) ist zwar vor allem als Verfasser eines Alexander-Epos, der Alexandreis, eine literarische Größe im lateinischen Mittelalter, von ihm stammt jedoch auch ein beachtliches Corpus kleinerer rhythmischer Gedichte, die in verschiedenen Sammlungen überliefert in den 60er und 70er Jahren des 12. Jahrhunderts entstanden sind und sich satirisch mit Mißständen in Klerus, Kurie und Kirche, mit historischen Ereignissen (die Ermordung Thomas Beckets), aber auch mit der beginnenden Universität und der Liebe auseinandersetzen. Im Mittelpunkt des Seminars werden Textverständnis und -kommentierung sowie Fragen nach der Überlieferung, der rhythmischen Gestalt und dem literarischen Umfeld ausgewählter Stücke stehen.
Literatur: Moralisch-satirische Gedichte Walters von Châtillon, hrsg. von K. Strecker, Heidelberg 1929; A. Wilmart, Poèmes de Gautier de Châtillon dans un manuscrit de Charleville, in: Revue Bénédictine 49 (1937), S. 121169 und 322365.
Hauptseminar, Di, 1618 Uhr, PSG II R 327 Beginn: 2.5.2000

Peter Christian Jacobsen: Buchtypen des Mittelalters:
Liturgische Handschriften

In der Übung sollen Handschriften und Buchtypen vorgestellt werden, die die Grundlage für den mittelalterlichen Gottesdienst, für die Messe, das Stundengebet und die private Andacht bildeten und oft besonders kostbar ausgestaltet waren. Dazu gehören Bibelhandschriften (Typen der vollständigen Bibel; Teilhandschriften wie Psalterien, Evangeliare, Lektionare), Gesangsbücher (Hymnare, Sequentiare, Antiphonare), Gebetbücher (Sakramentare, Orationalien, Stundenbücher) oder den Ablauf der Handlungen regelnde Bücher (Comes, Ordinarien, Prozessualien) und weitere Typen und Hilfsmittel, deren Textbestand, Ausgestaltung und Entwicklung zu berücksichtigen sind. Zur Illustration soll die Faksimilia-Sammlung der Erlanger Universitätsbibliothek herangezogen werden. Anmeldung im Sekretariat des Lehrstuhls für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit, Kochstraße 4, 3. Stock, Zi. 306.
Übung, Do, 1416 Uhr, PSG II R 327 Beginn: 4.5.2000

Peter Christian Jacobsen: Descensus Christi ad inferos
Texte zur Höllenfahrt Christi

Die Vorstellungen von einer Höllenfahrt Christi, die sich in neutestamentlichen Schriften nur angedeutet, bei patristischen Autoren präziser formuliert finden, sind im 5./6. Jahrhundert zu einer dramatisch bewegten Darstellung verarbeitet worden, die in verschiedenen Prosa- und Versfassungen, teils selbständig, teils in größerem Überlieferungskontext (Vincenz von Beauvais, Speculum historiale; Jacobus de Voragine, Legenda aurea) während des gesamten Mittelalters verbreitet gewesen ist. In der Übung sollen verschiedene Versionen in Auszügen gelesen werden, darunter eine noch ungedruckte poetische Bearbeitung des 13./14. Jahrhunderts.
Lit.: P.Ch. Jacobsen, Descensus Christi ad inferos, in: Lexikon des Mittelalters 3 (1986) Sp. 715719; W. Beine, Palestra, in: Verfasserlexikon 7 (1989) Sp. 275277.
Übung, Di, 1416 Uhr, PSG II R 327 Beginn: 2.5.2000

Musikwissenschaft

Michael Klaper: Die Werke des Abtes Bern von Reichenau im Kontext ihrer Zeit

Bern von Reichenau, den ein später Geschichtsschreiber dieses Klosters als »inter poetas ... sui aevi ... excellens« und als »rhetor facundus, philosophus praestans, musicesque adeo peritus« charakterisiert, war von 1008 bis 1048 Abt der berühmten Reichsabtei am Bodensee. In der musikwissenschaftlichen Forschung ist Bern bekannt vor allem als Verfasser musikalischer Lehrschriften, die zumindest teilweise weite Verbreitung gefunden haben und bis ins späte Mittelalter hinein rezipiert wurden. Noch wenig untersucht und wohl deshalb auch umstritten ist die Rolle Berns als Verfasser liturgischer Gesänge. Dabei wurde bereits zu Lebzeiten des Autors eine Sammlung seiner Werke veranstaltet, die handschriftlich dokumentiert ist im sog. »Bern-Codex« der Stiftsbibliothek zu Sankt Gallen (Cod. 898). Es soll im Seminar daher nicht allein die Lektüre der musikbezogenen Lehrschriften Berns im Vordergrund stehen. Vielmehr wird überdies danach zu fragen sein, inwiefern sich die theoretischen Äußerungen dieses Autors mit seinen Kompositionen bzw. denen seines Zeitgenossen und Schülers Hermannus Contractus in Beziehung setzen lassen und welche Stellung dem kompositorischen Oeuvre Berns im Kontext der Reichenauer Musikpraxis zukommt.
Literatur: Die musikbezogenen Abhandlungen Berns sind jetzt in einer Neuedition zugänglich bei A. Rausch, Die Musiktraktate des Abtes Bern von Reichenau, Tutzing 1999 (Musica Mediaeualis Europae Occidentalis 5); weitere Literaturhinweise werde ich zu Beginn des Semesters geben.
Proseminar, Do, 1113 Uhr, A 502 Beginn: 4.5.2000

Andreas Pfisterer: Mehrstimmigkeit um 1200: Die Organa der Notre Dame-Schule

In den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts entstand an der Pariser Kathedrale ein Repertoire mehrstimmiger liturgischer Musik, das als Meilenstein der abendländischen Musikgeschichte gilt und seit langem zu den zentralen Gegenständen der Musikwissenschaft zählt. Dieses Seminar soll eine Einführung bieten in den Umgang mit dieser Musik und mit den einschlägigen Handschriften und Editionen etc.
Literatur: Zur Orientierung über das Thema eignet sich der Artikel »Notre Dame und Notre Dame-Handschriften« MGG2 Sachteil 7, 1997, S. 462485.
Proseminar, Mi, 1012 Uhr, A 502 Beginn: 3.5.2000

Thomas Röder: Notationskunde: Weiße Mensuralnotation

Proseminar, Mo, 1416 Uhr, A 502 Beginn: 8.5.2000

Philosophie

Maximilian Forschner: Thomas von Aquin II.
Praktische Philosophie

Schwerpunktthemen der Vorlesung:
Thomas` Lehre vom Menschen
Die Lehre von der Sittlichkeit des Handelns
Thomas` Theorie des Gewissens
Thomas über Gesetz, Recht und Staat
Literatur: W. Kluxen, Philosophische Ethik bei Thomas von Aquin, Hamburg 21980; Ch. Schröer, Praktische Vernunft bei Thomas von Aquin, Stuttgart 1995.
Vorlesung, Fr, 810 Uhr, KH 1.011 Beginn: 5.5.2000

Alexander Brungs: Theorien des Schönen im Mittelalter

Ästhetik als eigenständige Wissenschaftsdisziplin, in der »sinnliches Erkennen« sowie Schönheit und Kunst behandelt werden, ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Das Thema »Schönheit« in einem theoretischen und nicht direkt praxisbezogenen Sinn jedoch wurde schon zuvor in unterschiedlichen philosophischen und theologischen Kontexten reflektiert. Das Seminar soll mit den »typischen Örtern« des Nachdenkens über Schönheit innerhalb einer philosophischen oder theologischen Theorie des Mittelalters und einigen einschlägigen Texten vertraut machen.
Inhaltliche Schwerpunkte werden sein: Das metaphysische Fundament der Schönheit - die Transzendentalienlehre; platonistische Modelle der Welt und ihr Echo in der Konzeption der Schönheit; himmlische und irdische Hierarchien als Bezugsrahmen für die Schönheit.
Literatur: Eine Textsammlung zum Thema wird im Handapparat (Institutsbibliothek) zur Verfügung gestellt. Sekundärliteratur zur Einführung (beide Werke können lediglich als Hinführung zum Thema dienen und sollten nicht als Kompendien in der Art eines Handbuches verstanden werden; manche Thesen der Autoren sind mit Vorsicht zu rezipieren): R. Assunto, Die Theorie des Schönen im Mittelalter, Köln 1963; U. Eco, Kunst und Schönheit im Mittelalter, München 1991.
Proseminar, Do, 911 Uhr, A 402 Beginn: 4.5.2000

Orientalistik

Hartmut Bobzin: Das Buch in der islamischen Kultur

Der Islam ist die »Buch«religion par excellence. Die Hochschätzung des offenbarten Buches, des Korans, führte im islamischen Kulturkreis von Anfang an zu einer reichen Literatur. Die frühe Verfügbarkeit des Papiers trug ganz wesentlich mit dazu bei. Die Vorlesung behandelt das Überlieferungswesen im Islam und dessen Auswirkungen auf die Handschriftenproduktion, die Herstellung und Form der Handschriften, die Entstehung von Bibliotheken und schließlich die, gegenüber der europäischen Entwicklung, sehr späte Einführung des Buchdrucks im 18. bzw. 19. Jahrhundert. Arabischkenntnisse sind keine Voraussetzung. Die Vorlesung wendet sich ausdrücklich auch an Buchwissenschaftler und alle am »Buch« interessierten Hörer.
Literatur: J. Pedersen, Den Arabiske Bog, Kobenhavn 1946; engl.: The Arabic Book, Princeton, N.J. 1984; Y. Eche, Les Bibliothèques arabes ... au moyen-âge, Damaskus 1967; Islamische Buchkunst aus 1000 Jahren (Ausstellungskatalog), Berlin 1980; Das Buch im Orient (Ausstellungskatalog München 1982), Wiesbaden 1982; Orientalische Buchkunst in Gotha (Ausstellungskatalog), Gotha 1997.
Vorlesung, Mo, 1415 Uhr, KH 1.016

Hartmut Bobzin: Arabische Schriftkunde (Paläographie und Kalligraphie)

Einführung in die verschiedenen arabischen Schriftstile. Beispiele und Literatur werden im Seminar bekanntgegeben.
Proseminar, Di, 911 Uhr, C 603

Claudia Ott: 1001 Nacht

Einführung in die Textgeschichte
Lektüre und Übersetzung von Passagen aus der Edition von Muhsin Mahdi
Für die Teilnehmer besteht Gelegenheit zu Referaten über ausgewählte Sekundärliteratur. Arabischkenntnisse (mindestens 3 Sprachkurssemester) werden vorausgesetzt.
Proseminar, Mi,1618 Uhr, C 603

Anglistik

Angelika Lutz: Aelfric: Schriftsteller, Prediger, Grammatiker

Zur außergewöhnlichen Fülle der volkssprachlichen Überlieferung im spätangelsächsischen England hat Abt Aelfric nicht nur besonders viel, sondern auch sehr Interessantes beigetragen, neben Predigten und Heiligenleben, in denen er teilweise mit neuartigen Mischformen aus regulärer Prosa und alliterierender Dichtung experimentiert, auch Bibelübersetzungen, eine Grammatik, Briefe an bedeutende Zeitgenossen und Vorworte zu einigen seiner Werke und Werksammlungen; gerade diese Vorworte sind von großem Interesse, weil aus ihnen der Autor Aelfric mit seinen Anliegen deutlich wird. Das Seminar befaßt sich in Referaten und Textlektüre mit einer Auswahl aus diesen Werken und mit literarischen, kulturhistorischen und sprachlichen Fragen, die für das Verständnis der Epoche von Bedeutung sind. Die Texte im Guide to Old English bilden die Ausgangsbasis für die Lektüre. Ihre Vorbereitung für jede Sitzung gehört zu den Leistungen für den Scheinerwerb. Für die Teilnahme vorausgesetzt werden Grundkenntnisse des Altenglischen. Eine Anmeldung ist ab 22. Februar möglich (Raum C4A4)
Literatur: B. Mitchell, F. C. Robinson, A Guide to Old English, 5th ed., rev. with prose and verse texts and glossary (Oxford 1992); weitere Texte werden in Kopie bereitgestellt.
Hauptseminar, Di, 1618 Uhr, C 303

Hubert Gburek: Einführung ins Altenglische

An Hand leichter Texte im Original wird die Struktur des Altenglischen dargestellt und, soweit möglich, mit dem heutigen Englisch und Deutsch verglichen. Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge werden auch kulturgeschichtliche Ereignisse einbezogen. Mit einer Klausur kann der sprachhistorische Schein gemäß § 68 der LPO für das Staatsexamen im vertieften Studiengang erworben werden. Anmeldung ab 21. Februar (Tür C5A4).
Literatur: M. Lehnert, Altenglisches Elementarbuch (Sammlung Göschen; anzuschaffen). Auf weitere Literatur zum Studium des Altenglischen wird jeweils zur gegebenen Zeit verwiesen.
Übung, Di, 1214 Uhr, KH 1.014

Hubert Gburek: Lektüre altenglischer Texte
(Prosa und Dichtung)

Die Übung wendet sich an Studierende mit Vorkenntnissen des Altenglischen. Geübt wird das Übersetzen und Verstehen voraussichtlich zweier mittelschwerer Prosatexte (Aelfric und Wulfstan), wie sie gewöhnlich im Staatsexamen verlangt werden. An Hand einer kurzen Versdichtung (Wanderer, Seefahrer oder einer Passage aus Beowulf) soll ein Einblick in das Wesen altenglischer Dichtung und ihrer Sprache vermittelt werden. Anmeldung ab 21. Februar (Tür C5A4).
Literatur: Sweet's Anglo-Saxon Reader in Prose and Verse, 15th ed. by D. Whitelock, Oxford (anzuschaffen)
Übung, Di, 1012 Uhr, KH 1.014

Nordistik

Hubert Seelow: Einführung in die Nordische Philologie:
Sagaliteratur (mit Tutorium)

Wir wollen uns einen ersten Überblick über die altnordische Prosaliteratur verschaffen und beispielhaft Texte aus verschiedenen Untergattungen der Sagaliteratur lesen.
Einführungskurs, Fr, 911 Uhr, B4A1 Beginn: 5.5.2000

Hubert Seelow: Digitale Altnordistik? Neue Möglichkeiten und Methoden der altnordischen Textphilologie

Seit einigen Jahren gibt es auch in der internationalen Altnordistik eine lebhafte Diskussion über die neuen Möglichkeiten, die sich der Textphilologie durch die Computerisierung eröffnet haben. Wir wollen uns einen Überblick über den Stand der Dinge verschaffen und einige einschlägige Arbeiten und Projekte unter die Lupe nehmen.
Proseminar, Fr, 1113 Uhr, B4A1 Beginn: 5.5.2000

Romanistik

Margarete Lindemann: Humanismus, Renaissance und
Reformation in Frankreich

Die drei großen geistigen Bewegungen des Humanismus, der Renaissance und der Reformation kennzeichnen den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. War im Mittelalter die Schriftsprache noch ein von den Humanisten später verachtetes »Küchenlatein«, so erfährt das Latein zuerst in Italien, dann auch in Mittel- und Westeuropa eine Reform, die seinen Unterricht an den Formen der klassischen Autoren der Antike ausrichtet. Die Kenntnis der antiken Sprachen liefert das Rüstzeug für das Studium der biblischen Texte und beeinflußt dadurch reformatorische Impulse. Im 16. Jahrhundert erwächst dem Latein die Konkurrenz der modernen lebenden Sprachen, die zunehmend die Aufgaben des Lateins übernehmen. Zu diesem Zweck muß ihre Rechtschreibung normalisiert, ihr Vokabular kodifiziert und ihre Grammatik in Regeln gefaßt werden. Das Französische entwickelt sich in der Auseinandersetzung zuerst mit dem Lateinischen, dann mit dem Italienischen zu einer Sprache, die nur kurze Zeit später im 17. Jahr_hundert ihre klassische Ausprägung erfährt.
Hauptseminar, Do, 1618 Uhr, Glückstr. 5/II Beginn: 4.5.2000

Jürgen Lang: Einführung ins Altspanische

Auf dem Programm steht ein grober Überblick über die Entwicklung der Laute und Formen vom (Vulgär)Latein zum Altspanischen sowie die Lektüre von Texten unterschiedlicher Jahrhunderte und Textgattungen, insbesondere solchen, die in der Vergangenheit im Staatsexamen dran waren. Die Hilfsmittel werden in der ersten Sitzung genannt. Diese Einführung verfolgt insbesondere auch das Ziel, denjenigen, die dies wünschen, in der Zukunft den Besuch eines spanischen Hauptseminars zum Altspanischen (gegebenenfalls zusammen mit den Historikern) zu ermöglichen. Gäste sind natürlich wilkommen.
Literatur: Zur Einarbeitung in die Materie kann man R. Penny, Gramática histórica del español, Barcelona 1993 empfehlen.
Übung, Mi, 1618 Uhr, C7A1 Beginn: 3.5.2000

Kunstgeschichte

Heidrun Stein-Kecks: »Gebaute Ordnung«:
Die Klosteranlage im Mittelalter

Die Vorlesung behandelt die Entstehung und Entwicklung der abendländischen Klosteranlage von den Anfängen bis ins Spätmittelalter. Zum Verständnis der Baugestalt ist die Kenntnis der zugrundeliegenden Regeln bzw. der spezifischen normativen Texte unumgänglich. Ordensbaukunst definiert sich eben als »Bauen nach der Ordnung«, die Klosteranlage als »gebaute Ordnung«. Neben der religiös-liturgischen Bedeutung geben die Texte auch Einblick in die praktische Nutzung der Klostergebäude, die Organisation des Alltags und die Versorgung mit den notwendigen Dingen des täglichen Lebens.
Quellentexte: H.-U. von Balthasar, Die großen Ordensregeln, Einsiedeln/Zürich/Köln 1948; Corpus Consuetudinum Monasticarum, hrsg. von K. Hallinger, Siegburg 1963ff; zum Einlesen in die normativen Texte ist die vollständige Übersetzung der Lebensordnung des Regularkanonikerstiftes Klosterrath hilfreich (Fontes christiani 11/1,2, 1993, lat. Ausgabe ed. von St. Weinfurter, CCCM 48, 1978).
Literatur: G. Binding/M. Untermann, Kleine Kunstgeschichte der mittelalterlichen Ordensbaukunst in Deutschland, Darmstadt 1985; W. Braunfels, Abendländische Klosterbaukunst, Köln 1978 (51985), mit Nachweis der älteren Literatur und Auszügen aus den wichtigsten Quellen; G. Le Bras (Hrsg.), Les ordres religieux. La vie et l`art,
2 Bde., Paris 1980.
Vorlesung, Mi, 1416 Uhr, KH 1.016

Christian Hecht: Ottonische Buchmalerei

Literatur: H. Mayr-Harting, Ottonische Buchmalerei, Stuttgart/Zürich 1991.
Mittelseminar, Do, 1012 Uhr, KH 0.011

Heidrun Stein-Kecks: Romanische Kunst in Frankreich

Das Seminar dient der Vorbereitung einer Exkursion nach Burgund und findet überwiegend als Blockveranstaltung vor Ort statt. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, zugelassen sind allerdings auch Studierende, die den ersten Teil des Seminars im WS 1999/2000 nicht besucht haben. Nähere Informationen dazu am Schwarzen Brett im Institut für Kunstgeschichte.
Hauptseminar, Mo, 1315 Uhr, KH 0.011

Heidrun Stein-Kecks: Romanische Wandmalerei

Romanische Architektur war überwiegend farbig gefaßt und in den liturgisch wichtigen Teilen mit figürlichen Malereien bedeckt, die eine kohärente, mit der Architektur übereingehende Aussage anschaulich machten. Nur ein geringer Teil der Ausmalung von Sakralräumen hat sich in der ursprünglichen, die Architektur vollständig bedeckenden Ausdehnung erhalten. Das Seminar behandelt Hauptwerke der Wandmalerei des 11. und 12. Jahrhunderts, bei denen das Dekorationssystem und die inhaltliche Aussage noch im erhaltenen Bestand erkennbar wird. Bei der Analyse der einzelnen Komplexe werden neben den formalen Charakteristika das Verhältnis der Malerei zur Architektur sowie die vielschichtigen inhaltlichen Bezüge herausgestellt. Zeitgenössische Schriften müssen zur Interpretation herangezogen werden.
Literatur: O. Demus, Romanische Wandmalerei, München 1968.
Hauptseminar, Mi, 911 Uhr, KH 1.016

Buchwissenschaft

Ursula Rautenberg: Leser und Lesen vom Mittelalter bis zur Gegenwart II

Nach einer kurzen Zusammenfassung des ersten Teils der Vorlesung (WS 1999/2000) wird der Überblick über die Lese(r)geschichte fortgesetzt. Der zweite Teil setzt mit den Umstrukturierungen des Lesepublikums und des literarischen Marktes am Ende des 18. Jahrhunderts ein und wird über die Moderne fortgeführt bis hin zu Fragen der modernen Leseförderung. Leitende Fragestellungen sind wie im letzten Semester Bildungsgeschichte und Alphabetisierung, Lesepublikum und Lesestoffe sowie Funktionen der Lektüre und das Layout der Texte.
Vorlesung, Di, 1416 Uhr, KH 2.016 Beginn: 2.5.2000

Christina Hofmann-Randall: Einführung in
Allgemeinbibliographien und Nachschlagewerke

Allgemeinbibliographien und historisch-biographische Nachschlagewerke sind ein unverzichtbares Arbeitsinstrument für jede Art historischer Forschung. Das gilt nicht nur für die aktuellen, sondern auch für die Nachschlagewerke des 17. bis 19. Jahrhunderts, ohne deren Kenntnis historische Fragestellungen zur Buch-, Verlags- und Bibliotheksgeschichte nicht bearbeitet werden können. Das Seminar gibt einen Überblick über die wichtigsten Allgemeinbibliographien und biographisch-historischen Nachschlagewerke der letzten vier Jahrhunderte und führt anhand von Übungen in den Gebrauch dieser Nachschlagewerke ein.
Proseminar, Do, 1214 Uhr, UB HA LS Beginn: 4.5.2000

Arno Mentzel-Reuters: Einführung in die deutsche
Handschriftenkunde und Paläographie

Die Trennung zwischen »deutschen« und »lateinischen« Handschriften wurde bereits im Mittelalter vorgenommen. Die Grenze wurde nicht nur an der Sprache der enthaltenen Texte festgemacht, sondern auch an inhaltlichen Kriterien. Die Aufteilung soll problematisiert werden; ferner werden behandelt: die Herausbildung einer eigenen Ausstattung und Schriftform für deutschsprachige Handschriften und die Benutzungssituationen deutscher Handschriften im öffentlichen, klösterlichen und privaten Bereich sowie ihre textliche Typologie. Das Spätmittelalter wird im Vordergrund stehen, so daß auch der Übergang zum Druck thematisiert werden kann. Schriftgeschichtlich wird vor allem die Regionalisierung der gotischen Schriftformen behandelt.
Literatur: K. Löffler, Einführung in die Handschriftenkunde, neu bearb. von Wolfgang Milde (Bibliothek des Buchwesens 11), Stuttgart 1997.
Proseminar, Fr, 911 Uhr, KH 0.015 Beginn: 5.5.2000

Ursula Rautenberg: Texte und Bilder zum Lesen

Das Seminar steht im Zusammenhang mit der Vorlesung »Leser und Lesen vom Mittelalter bis zur Gegenwart II«. Es steht aber allen Interessierten offen. Wir werden vertiefend Texte zur Geschichte des Lesens aus verschiedenen Epochen der Lese(r)geschichte analysieren und parallel dazu nach der Ikonographie des Lesens in unterschiedlichen Bildgattungen fragen.
Literatur: J. Assel/G. Jäger, Zur Ikonog raphie des Lesens Darstellungen von Leser(in_nen) und des Lesens im Bild, in: Handbuch Lesen, München 1999, S. 638668; auf
S. 669ff. befindet sich eine ausführliche Literaturliste zum Thema. Die Texte zur Geschichte des Lesen werden in Fotokopie zu Beginn des Seminars verteilt.
Proseminar, Di, 1618 Uhr, KH 0.015 Beginn: 2.5.2000

Ursula Rautenberg: Diskussion wissenschaftlicher Arbeiten

Im Kolloquium werden die entstehenden Magisterarbeiten und Dissertationen vorgestellt. Ein zweiter thematischer Schwerpunkt liegt bei dem DFG-Projekt »Entstehung und Entwicklung des Titelblatts in der Inkunabel- und Frühdruckzeit«. Die Teilnehmer werden in exemplarische buchwissenschaftliche Fragestellungen und Methoden eingeführt.
Kolloquium, Zeit n. V., Harfenstraße 16, R. 0.014
Vorbesprechung: 8.5.2000, 1618 Uhr

Rechtsgeschichte

Harald Siems: Seminar zur Deutschen Rechtsgeschichte - Gottesurteile

Geschichte der Gottesurteile. Das Seminar zur Deutschen Rechtsgeschichte wendet sich im Sommersemester 2000 grundsätzlichen Problemen des Verfahrensrechts zu. Einer am Oberflächlich-Spektakulären orientierten Behandlung scheinen Gottesurteile oder Ordale der beste Beleg für die Grausamkeit und die Unvernunft des mittelalterlichen Rechts zu sein. Daß etwa ein Angeklagter zum Beweis seiner Unschuld über glühende Pflugscharen gehen, in einen Kessel mit kochendem Wasser greifen oder gegen seinen Ankläger kämpfen mußte, ist in der Forschung lange Zeit aus der Sicht der modernen Rechtspflege beurteilt und deshalb verurteilt worden. Diese Sichtweise hat sich in den letzten Jahren geändert. Tatsächlich geben die Gottesurteile zeitbedingte Antworten auf Grundfragen des Rechts, z.B. Strategien der Konfliktlösung und den Einfluß religiöser Vorstellungen. Anhand ausgewählter Quellen des frühen und hohen Mittelalters sollen die wichtigsten Ordaltypen behandelt und auf die ihnen zugrundeliegenden Rechtsvorstellungen untersucht werden. Dadurch lassen sich zugleich zentrale Prinzipien des mittelalterlichen Rechts herausarbeiten.
Voraussetzungen/Organisatorisches: Die Sprache fast aller Quellentexte ist Latein, so daß entsprechende Kenntnisse von Vorteil sind. Anmeldeliste liegt im Sekretariat Raum 2.228 aus. Weitere Informationen bei Dr. Meyer, App. 26751. Vorbesprechung: 17.2.2000, 15 Uhr, JDC R 2.226
Literatur: Seminarapparat in Raum 2.226
Seminar, Do, 1820 Uhr, JDC R 2.281

Medizingeschichte

Renate Wittern-Sterzel: Medizin im Mittelalter

Für die abendländische Medizin stellt das Mittelalter eine überaus vielschichtige Epoche dar: Auf der Ebene der Theorie lebt das antike Erbe durch den Reichtum der arabisch-lateinischen Übersetzungen fort, im Bereich der Kirche entwickelt sich eine eigene Medizin, die sogenannte Mönchsmedizin, die Ausbildung von Ärzten wird durch die Gründung von Medizinschulen und Universitäten auf eine völlig neue Grundlage gestellt, und in der Praxis müssen Ärzte und Gemeinwesen sich mit bisher nicht bekannten oder wieder in Vergessenheit geratenen Krankheiten wie Lepra, Pest und Syphilis auseinandersetzen. Vor allem letzteres führt zur Errichtung von Spitälern und Versorgungseinrichtungen unterschiedlichster Art sowie zur Schaffung neuer gesundheitspolitischer Strukturen, die wichtige Weichen für die Neuzeit stellen. Im Seminar sollen einige dieser Aspekte anhand ausgewählter Beispiele gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden. Das Seminar wendet sich insbesondere an die Studierenden der Medizin und der Philosophischen Fakultäten; Gasthörer und Angehörige des Seniorenstudiums sind herzlich willkommen.
Literatur: M.D. Grmek (Hrsg.), Die Geschichte des medizinischen Denkens, Antike und Mittelalter, München 1996; G. Baader und G. Keil (Hrsg.), Medizin im mittelalterlichen Abendland, Darmstadt 1982.
Seminar, Mo, 1618 Uhr, SR IGdM Beginn: 8.5.2000

Historische Theologie

Berndt Hamm: Kirchengeschichte im Überblick
(von den Anfängen bis 1300)

Die 4stündige Vorlesung wird im Sommer- und Wintersemester einen orientierenden Überblick über die gesamte Kirchengeschichte vom 1. bis 20. Jahrhundert geben. Mit dem Grundwissen sollen zugleich Einblicke in exemplarische Einzelfälle vermittelt werden. Also: Mit ICE-Tempo durch die Kirchengeschichte, doch zwischendurch Aussteigen und Fußwanderung zu einer Quelle!
Vorlesung, Mo, Do, 1012 Uhr, KH 1.019 Beginn: 4.5.2000

Berndt Hamm/Petra Seegets: Die Passion Christi in der
spätmittelalterlichen und reformatorischen Frömmigkeit

An ausgewählten Texten werden charakteristische Züge der spätmittelalterlichen Passionstheologie und -frömmigkeit (vor und nach 1500) kennengelernt. Wichtige Aspekte: Erbarmen und Erbärmlichkeit Gottes, Leiden Gottes und Leiden des Menschen, Passionsmeditation und Nachfolge Christi, Strenge Gottes und Trost, Leistung und Gnade, leibliche und seelisch-verinnerlichte Frömmigkeit. Wie versteht Luther in seiner Kreuzestheologie das Leiden Christi? Es soll deutlich werden, wie er einerseits die Passionstradition des Mittelalters weiterführt und andererseits Kreuz und Leiden Christi im Kontext seines reformatorischen Glaubensverständnisses neu faßt. Exemplarische Texte sollen schließlich zeigen, welche Bedeutung die Passion Christi im Einflußbereich Luthers spielte und zu welchen theologischen Akzentverschiebungen es kommen konnte.
Hauptseminar, Do, 1416 Uhr, TSG H A 2.021 Beginn: 4.5.2000

Slavistik

Jörn Achterberg: Altkirchenslavisch II

Die Veranstaltung richtet sich an Studierende der Slavistik und Indogermanistik sowie an historische Sprachwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Slavistik.
In dieser Übung werden kulturgeschichtlich bedeutende Texte der Slavia orthodoxa in verschiedenen kirchenslavischen Redaktionen besprochen, um die weitere Entwicklung der ersten slavischen Schrift- und Liturgiesprache in den einzelnen Arealen zu verfolgen. Da anhand der Lektüre grammatische Phänomene der Slavia erklärt werden, erscheint die Kenntnis einer modernen Slavine bzw. der Besuch des ersten Kurses sinnvoll.
Literatur: H. Trunte, Slavenskij jazyk. Ein praktisches Lehrbuch des Kirchenslavischen in 30 Lektionen. Zugleich eine Einführung in die slavische Philologie, Bd.1 Altkirchenslavisch, durchges. Nachdr. d. 4. Aufl. 1990, München 1997 (=Slavistische Beiträge, Bd.264, Studienhilfen Bd.1).
Übung, Fr, 10.3012 Uhr, B 702