DGV    Deutscher Germanistenverband
Vereinigung der deutschen Hochschulgermanistinnen und Hochschulgermanisten
 
Germanist / Germanistin
Informationen zu Studium und Beruf
 
3. Situation und Entwicklung
 

3. Situation und Entwicklung
3.1 Berufslage
3.2 Berufsaussichten
3.3 Einkommensverhältnisse
4. Weiterführende Literatur

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3.1 Berufslage

"Die wiederkehrenden Erfahrungen einer ‘Krise’ des Faches’ und die Versuche seiner Rechtfertigung zum ‘Nutzen der Nation’ gehören zur Geschichte der Disziplin." Diese von Jörg Schönert 1993 formulierte Bemerkung trifft wohl nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart und die Zukunft der Germanistik. Das Fach und die mit ihm verbundenen Berufsaussichten befinden sich, wieder einmal, im Umbruch. Art und Funktion der sprachlichen und literarischen Bildung unterliegen im Wirkungsbereich der‘neuen Medien’ einer andauernden Überprüfung und Neubestimmung. Schien sich mit Telefon und Fernsehen in den vergangenen Jahrzehnten eine neue Kultur der Mündlichkeit zu etablieren, so wird sie jetzt .mit Faxgerät und Internet von einer Welle neuer Schriftlichkeit eingeholt. Die Absolventen des Germanistikstudiums sind darauf angewiesen, sich ‘transdisziplinär’ zu orientieren und ihr Gewerbe in einem Verbund von Kulturwissenschaften zu betreiben. Sie müssen sich um technologische Neuerungen der Informationsvermittlung genauso kümmern wie um das Sichern des ‘kulturellen Gedächtnisses’.

Sprachkompetenz ist in der bildungspolitischen Diskussion der neunziger Jahre als eine "Schlüsselqualifikation" in den Vordergrund gerückt worden, die auf vielen Berufsfeldern an Bedeutung gewinnt. Natürlich kann Sprachkompetenz nicht ausschließlich auf den eng umhegten Kanon einer einzigen Nationalliteratur und Nationalsprache definiert werden. Ein Philologe, der sich nur in einer Sprache auskennt, ist eigentlich keiner. Andererseits ist gerade im Sog der Internationalisierung das Bedürfnis nach sicherer und genauer Kenntnis eines ‘eigenen’ wohldefinierten Kompetenzbereichs groß geworden, es zeichnet sich die Notwendigkeit einer ‘disziplinären Identität’ ab. Die mangelnde Berufsbezogenheit ihres Faches wird von vielen Germanistikstudenten während des Studiums als störend empfunden. Sie dürfte aber mittelfristig von Vorteil sein, weil die erworbenen Qualifikationen auf unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern nützlich sind. Nach den Prognosen der Arbeitsmarktforschung muß in naher Zukunft der Anteil der ‘hochwertigen Dienstleistungsberufe’ (für den die Germanistik wie alle Kultur- und Geisteswissenschaften qualifiziert) auf dem Arbeitsmarkt beträchtlich zunehmen. Diese im Prinzip positive Aussicht hilft freilich dem einzelnen Absolventen wenig. Er sieht sich gegenwärtig auf vielen Feldern vor geschlossene Türen gestellt.

Die größte Gruppe von Germanistikabsolventen waren seit den Gründerzeiten des Faches und sind bis heute (50-70 %) die Deutschlehrer in ihren verschiedenen Spielarten. Der höhere Schuldienst, traditionell Hauptabnehmer studierter Germanisten, ist in fast allen Bundesländern für die nächsten Jahre blockiert, weil die Schulkollegien, so heißt es, aus weitgehend gleichaltrigen Lehrerinnen und Lehrern zusammengesetzt sind, die erst 5-10 Jahre nach der Jahrtausendwende pensioniert werden. Beschäftigungsnischen finden Deutschlehrer mancherorts in Hauptschulen, Berufsschulen und Handelsschulen. Wachsende Nachfrage nach Deutschlehrern besteht im (europäischen) Ausland.

Viele Germanisten mit Staatexamen drängen deshalb nach dem Referendariat in andere Berufsfelder und konkurrieren dort mit ihren ehemaligen Kommilitonen aus dem Magisterstudiengang.

Der Universitätsabschluß mit dem alterwürdigen Titel ‘Magister Artium’ ist in der Germanistik wie in den anderen lehrerbildenden Fächern erst während der Achtziger Jahre aus dem Schatten des Staatsexamens getreten. Die Absolventenzahlen steigen; die international leichte Wiedererkennbarkeit des Titels ‘M.A.’ mag dazu beitragen.

 

3.2 Berufsaussichten

Die im Jahr 1993 durchgeführte Hamburger Magisterbefragung der Examensjahrgänge 1987-89 erreichte 445 (= 76 Prozent) von insgesamt 583 Absolventen der Fächer Germanistik, Geschichtswissenschaft und neuere Fremdsprachen, und zwar 382 (66%) Frauen und 201 (34%) Männern. Von den 445 Absolventen studierten zum Befragungszeitpunkt 60 (13%) weiter (Promotion, Zweitstudium), 25 (6%) waren aus verschiedenen Gründen nicht berufstätig. Die übrigen 360 Absolventen verteilten sich auf ein Spektrum von 51 Berufe.

Der von Martha Meyer-Abich verfaßte Untersuchungsbericht betont, daß die große Mehrheit (88%) der Befragten mit ihrer gefundenen Berufstätigkeit zufrieden sei. Allerdings sei der Weg dahin nicht geradlinig verlaufen. Nur knapp die Hälfte habe innerhalb eines halben Jahres den Berufseinstieg geschafft, ein Viertel habe länger als 1 Jahr gesucht, ein gutes Viertel kurzfristig den Beruf gewechselt. Viele Einstiege gelangen über Praktika oder freie Mitarbeit, die schon während des Studiums oder im Anschluß an das Studium den Kontakt zu einem Betrieb geknüpft hatten.

 
3.3 Einkommensverhältnisse

Richtwerte liefern die jeweils aktuellen Besoldungstabellen im öffentlichen Dienst. Deutschlehrer werden an Gymnasien nach der Stufe A13 der Bundesbeamtenbesoldung bezahlt (Aufstieg bis A 15 möglich), dasselbe gilt an den Hochschulen für Studienräte im Hochschuldienst und für Akademische Räte; Lehrer an Grund- und Hauptschulen im allgemeinen nach A 12 (Aufstieg bis A 14 möglich).

Wissenschaftliche Mitarbeiter erhalten ihr Geld im Beamtenstatus nach der Besoldungsgruppe A 13, als Hochschulassistenten nach C 1, im Angestelltenstatus nach BAT IIa; bei allen drei Gruppen läuft das auf etwa den gleichen Monatsverdienst hinaus. Die Höhe des Gehalts wird modifiziert durch Lebensalter, Dienstalter, Familienstand und Kinderzahl. - Professoren werden nach der C-Besoldung bezahlt, sie ist von C 1 (Hochschulassistent) bis C 4 (ordentl. Professor/ Ordinarius) gestaffelt. Die C-Besoldung liegt in der Endstufe höher als die bis A 16 reichende A-Besoldung; C 3 entspricht in etwa A 15. - Ministerialbeamte und Diplomaten erhalten ihr Geld nach der B-Tabelle, die höher liegt als die C-Tabelle.

Außerhalb des öffentlichen Dienstes gilt ein Monatsverdienst, der in etwa die Höhe eines Studienratsgehalts hat, als gut. Die meisten Journalisten, Angestellten oder Freiberufler verdienen weniger, nur eine Minderheit verdient erheblich mehr.
 

4. Weiterführende Literatur

Im folgenden sind neuere Veröffentlichungen aufgelistet, die weiterführende Informationen zu einzelnen Studienbereichen geben, praktische Tips für Zusatzqualifikationen und Studienfinanzierung bieten, das Verhältnis von geisteswissenschaftlichem Studium und der Situation auf dem Arbeitsmarkt beschreiben und sich mit einzelnen Berufsfeldern beschäftigen.

Studienführer / Hilfestellungen für Studierende

Bodel, Klaus; Buchwald, Manfred, 1984. Studienführer Journalistik, Publizistik, Kommunikationswissenschaft. München: Lexika-Verlag (124 Seiten, DM 19,80).

Günther, Andrea, 1992. Studium der Germanistik: Alles Wissenswerte zum Studium, Aktuelles zum Arbeitsmarkt. Köln: Dreisam Verlag (124 Seiten, DM 14,80).

Härle, Gerhard; Meyer, Uwe, 1990. Studienführer Germanistik. München: Lexika-Verlag (277 Seiten, DM 26,80).

Steen, Uta van, 1983. Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften: Ein Führer durch die Medienlandschaft. Köln: Studienverlag E.Hayit (112 Seiten, DM 14,80).

Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (Hg.), 1991. Studium im Ausland: Hinweise für Studenten. Bonn. Allgemeine Hinweise und Finanzierungsmöglichkeiten zum Thema Auslandsstudium (30 Seiten, kostenlos zu bestellen beim Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, Pf. 200208, 53113 Bonn).

Daad (Hg.), 1992. Auslandsstipendien für Deutsche 1993/94. Bonn: Deutscher Akademischer Austauschdienst. Vorstellung der Föderungsprogramme und des Auswahlverfahrens von Daad-Auslandsstipendien sowie von anderen Förderern. Mit Literaturangaben (290 Seiten, kostenlos zu bestellen beim Daad, Kennedyallee 50, 53175 Bonn).

Hülshoff, Friedhelm; Kaldewey, Rüdiger, 1993. Mit Erfolg studieren: Studienorganisation und Arbeitstechniken. München: C.H.Beck. Standardband zur praktischen Studienvorbereitung und -durchführung. Aktuelle Literaturangaben, Adressenverzeichnis (346 Seiten, DM 34,--).
 

Akademiker und Arbeitsmarkt

Adams, Marco Montani (Hg.), 1991. Geisteswissenschaftler in der Wirtschaft: Starthilfen und Aussichten. Frankfurt, New York: Campus. Sammelband mit unterschiedlichen Beiträgen zu Aussichten und Startchancen von Geisteswissenschaftlern in der Wirtschaft (172 Seiten, DM 26,--).

Behrend, Diederich; Biehl, Georg; Bönisch, Walter; Honolka, Harro; Reimann, Herbert, 1988. Wohin nach dem Studium: Chancen für Geistes- und Sozialwissenschaftler in der Wirtschaft. München, Landsberg: Moderne Verlagsgesellschaft. Tips und Motivationshilfen für die berufliche Umorientierung von Geisteswissenschaftlern aufgrund empirischer Erfahrungen. Ausführliche Literaturangaben, ausführlicher Serviceteil mit Adressenverzeichnis (175 Seiten, DM 29,80).

Blamberger, Günther; Glaser, Hermann; Glaser Ulrich, (Hg.) 1993, Berufsbezogen studieren: neue Studiengänge in den Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften, München: Beck 1993.

Arbeitsamt München et al. (Hg.), 1991. Mit Kant und Kafka in die Wirtschaft. Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften: Arbeitskräfte für morgen - Arbeitskräfte mit Schlüsselqualifikationen. München: Arbeitsamt München, Ludwig-Maximilians-Universität, Arbeitgeberverbände Bayern, Student und Arbeitsmarkt e.V. Situation von Geisteswissenschaftlern in der Wirtschaft, Darstellung der Bedeutung von Schlüsselqualifikationen (52 Seiten, kostenlos zu bestellen bei Student und Arbeitsmarkt e.V., Leopoldstr. 15/I, 80802 München).

Schmidt, Siegfried H.; Schindler, Bernhard, 1988. Beschäftigungschancen von Magisterabsolventen. München: Bayerisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung. Informationen über Berufsmöglichkeiten und an der Hochschule erworbene Qualifikationen. Empirische Untersuchung der Beschäftigungssituation von Münchner Magisterabsolventen, 1980-1985 (155 Seiten, in Bibliotheken).

Berufsfelder

Fromme, Johannes; Kahlen Beate, 1990. Berufsfeld Freizeit: Aus-, Fort-und Weiterbildungsangebote im tertiären Bildungsbereich. Bielefeld: Institut für Freizeitwissenschaften und Kulturarbeit e.V. (230 Seiten, DM 19,80, zu bestellen bei Ifka, Pf.6224, 33605 Bielefeld).

Gehrke, Olaf S.; Wagner Bernd, 1992. Aus- und Fortbildung in Kulturberufen: Eine Bestandsaufnahme. Berlin, Hagen, Frankfurt/M.: Zwischenbericht des Forschungsprojektes der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. Darstellung der Situation von Aus- und Fortbildung in Kulturberufen, Darstellung der einzelnen Angebote mit Adressenverzeichnis (170 Seiten, zu bestellen bei der Kulturpolitischen Gesellschaft, Am Stirnband 10, 58093 Hagen).

Jost, Wolfdietrich; Lissek, Ellen (Hg.), 1987. Abi, Studium und dann? Arbeitsplätze: Medien, Verlage, Aus- und Weiterbildung, Öffentlichkeitsarbeit/PR, Kultur, Übersetzen. Essen: Klartext Verlag. Kurzberichte über Berufsfelder und Berufsalltag, praktische Hilfestellungen. Literaturangaben und Adressenverzeichnis (140 Seiten, DM 14,80).

Deutscher Journalisten-Verband, 1991. Journalist werden? Ausbildungsgänge und Berufschancen im Journalismus. Bonn. Zugangswege, Tätigkeitsfelder und Berufschancen im Journalismus. Ausführliche Literaturangaben, Serviceteil, Adressenverzeichnis (100 Seiten, kostenlos zu bestellen beim Deutschen Journalisten-Verband, Bennauerstr. 60, 53115 Bonn).

Keuchen, Gernot, 1986. Karriere im Verlag: Prinzipien der Arbeit in Lektorat und Redaktion. Hardebek: Eulenhof-Verlag. Vorstellung publizistischer Berufszweige, Darstellung der Verlagsbranche, Beschreibung von Qualifikationen, Bewerbungsschritten und Karrieremustern (78 Seiten, DM 72,--).

Schmidt, Lutz, 1992. Forschungsprojekt: Kulturmanagement in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Berliner Verlag für Wissenschaft und Bildung. Stand der Diskussion zum Thema Kulturmanagement, Aus- und Fortbildung.

Weeser-Krell, Lothar M., 1991. Das Arbeitsfeld Werbung: Berufe, Ausbildung, Einsatz. Frankfurt: Peter Lang. Darstellung von Berufszweigen, Ausbildungswegen, Qualifikationsmerkmalen und Arbeitsplätzen in der Werbung. Vorstellung aller Aus- und Fortbildungseinrichtungen. Ausführliche Literaturangaben (418 Seiten, DM 89,--).

Weichler, Kurt, 1988. Arbeitsfeld Medien: Der Schlüssel zu den kommunikativen Berufen. Reinbek: rororo. Darstellung von Berufszweigen, Zugangsvoraussetrzungen, Tätigkeitsprofilen - nicht nur für Hochschulabsolventen. Ausführliche Literaturangaben, umfassender Serviceteil mit Adressenverzeichnis (264 Seiten, DM 19,90).

Weichler, Kurt (Hg.), 1987. Ratgeber Freie Journalisten. Berlin: Vista Verlag. Überblick über journalistischen Alltag, rechtliche und wirtschaftliche Situation. Ausführlicher Serviceteil (453 Seiten, DM 29,80).

Weischenberg, Siegfried (Hg.), 1990. Journalismus & Kompetenz: Qualifizierung und Rekrutierung für Medienberufe. Opladen: Westdeutscher Verlag. Informationen und Erfahrungsbewertungen in 15 Originalbeiträgen: Aus- und Fortbildung, Qualifikationsprofile, Berufschancen. Ausführliche und aktuelle Literaturangaben (352 Seiten, DM 49,-).
 

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Letzte Aktualisierung: 16.12.1998 von F.M.Dimpel