DGV    Deutscher Germanistenverband
Vereinigung der deutschen Hochschulgermanistinnen und Hochschulgermanisten
 
Germanist / Germanistin
Informationen zu Studium und Beruf
 
1. Aufgaben und Tätigkeiten

1.1 Aufgaben
1.2. Tätigkeiten
1.21 Allgemeine Tätigkeitsmerkmale
1.22 Ausübungs- und Aufstiegsformen
1.3. Katalog der Ausbildungs- und Aufstiegsformen

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1. Aufgaben und Tätigkeiten

1.1 Aufgaben

Germanistik war im ursprünglichen Sinn die Wissenschaft von Sprache, Literatur, Kultur, Religion, Recht und Wirtschaft der Germanen. Die wichtigsten Begründer der Germanistik, Jacob und Wilhelm Grimm, haben das Fach in dieser Breite betrieben. Es spielte im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Erforschung des 'deutschen Altertums' und diente der Begründung einer 'deutschen Nationalkultur'. An manchen älteren Universitäten ist die ursprüngliche Fachbreite noch an der Gliederung der Germanistik-Institute erkennbar. Es gibt dort Abteilungen für 'Nordistik', für 'Niederlandistik', für 'Volkskunde'. Dagegen hat sich die 'Anglistik' schon seit langem aus dem germanistischen Horizont ausgegliedert und zum eigenen Fach verselbständigt.

Heute ist der Gegenstandsbereich weitgehend eingegrenzt auf die deutsche Literatur und Sprache. 'Germanistik' wird oft synonym verwendet mit der Fachbezeichnung 'Deutsche Philologie' oder 'Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft'.

Die Germanistik hat die Aufgabe, die deutsche Sprache und Literatur in allen ihren historischen und gegenwärtigen Erscheinungsformen zu erforschen, zu dokumentieren und zu vermitteln. Sie soll Fachkompetenz herstellen helfen in allen Bereichen, in denen es auf sprachliche und literarische Bildung ankommt. Das ist zunächst der schulische Deutschunterricht, ist darüber hinaus eine Vielzahl von Kulturberufen. Das geschriebene und gedruckte Wort war im deutschsprachigen Raum etwa zwei Jahrunderte lang Hauptträger der kulturellen Verständigung und 'Identitätsbildung'. Diese klassische Rolle hat sich mit der Entwicklung der Neuen Medien relativiert und kompliziert. Über die im eigentlichen Sinne literarischen, d.h. schriftgebundenen Konzepte hinaus muß die Germanistik - wie jede andere Philologie - die Transformationsprozesse und Übergangsformen von Bild und Schrift, von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, von eigen-, fremd-und nichtsprachlicher Kommunikation in ihre Fachsystematik einbeziehen. Eine isoliert deutschsprachige Literatur- und Sprachbildung kann es nicht geben, sie ist substantiell gebunden an den Austausch mit den Nachbarphilologien und mit anderen Kulturwissenschaften.

Anders als etwa Medizin oder Jura ist die Germanistik ein Kombinationsfach. Das heißt, sie wird in aller Regel neben zwei anderen Haupt- oder Nebenfächern studiert. Spezialisierungen und Schwerpunktbildungen ergeben sich meist erst im Lauf des Studiums oder nach dem Studium.
 

Differenzierung der Aufgabenfelder - Binnengliederung des Faches

Die fachlichen Anforderungen und Spezialisierungen sind heute so weit fortgeschritten, daß kaum ein Hochschullehrer mehr für sich beanspruchen kann, ein auf allen Feldern gleichmäßig qualifizierter Germanist, sozusagen ein Universalgermanist zu sein; kaum in der Lehre, noch weniger in der Forschung. Dennoch ist es sinnvoll, daß im Rahmen der germanistischen Ausbildung alle Teilbereiche des Faches wenigstens im Grundriß studiert werden, damit auch in den später notwendigen Spezialisierungen eine fachliche Flexibilität gewahrt bleibt.

Die Aufgabenbereiche des Faches lassen sich, vereinfacht, nach folgendem Schema gliedern:

A. Literaturwissenschaft
1. Ältere deutsche Literatur
2. Neuere deutsche Literatur
3. Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft (Komparatistik)
4. Theaterwissenschaft
5. Medienwissenschaft (Hörfunk, Film, Fernsehen etc.)

B. Sprachwissenschaft (Linguistik)
1. Ältere deutsche Sprache
2. Neuere deutsche Sprache / Gegenwartssprache    beides einschl. Dialektologie
3. Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft
4. Angewandte Sprachwissenschaft     Soziolinguistik, Computerlinguistik, Medizinische Linguistik, (Aphasie etc.)

A/B. 6. Fachdidaktik
Sprachdidaktik
Literaturdidaktik

A/B. 7. Deutsch als Fremdsprache

Erläuterungen zur Gliederung

Die Literaturwissenschaft erschließt die deutschsprachige Literatur unter systematischen wie historischen Aspekten (Poetik, Rhetorik, Stilistik, Gattungs-, Formen- und Stoffgeschichte, Epochengliederungen). Der Bereich der deutschen Literatur von ihren Anfängen im 8. Jahrhundert bis in die Gegenwart ist im allgemeinen unterteilt in die ältere und die neuere Literatur. Als Grenz- und Übergangsbereich gilt das 16. Jahrhundert.

Arbeitsgebiete sind

Mit einem solch breiten Repertoire ist die Literaturwissenschaft nicht auf die Analyse des 'sprachlichen Kunstwerks', der eigentlichen 'Dichtung' eingegrenzt. Sie begreift sich zugleich als eine Kommunikationswissenschaft. Neben der ästhetischen Qualität und der historisch-sozialen Funktion der Texte thematisiert sie auch die jeweiligen Bedingungen der Produktion und Rezeption von Literatur.

Die Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit der Struktur der Sprache sowohl in systematischer wie in historischer Hinsicht. Die historische Sprachwissenschaft schließt das Studium der älteren deutschen Dialekt- und Sprachstufen (Mittelhochdeutsch, Althochdeutsch, Mittelniederdeutsch, Altsächsisch) sowie die germanische Sprachverwandtschaft ein.

Die Linguistik liefert in ihren Teilbereichen (Formale Linguistik, Syntax, Grammatik, Semantik, Textlinguistik, Kommunikationstheorie) wesentliche Voraussetzungen für

anwendungsorientierte Fragestellungen und Fachgebiete wie:

Sprach- und Literaturwissenschaft haben sich im Bereich des Neuzeit- und des Gegenwartsdeutschen relativ weit auseinanderentwickelt und bilden in der Regel getrennte Organisationseinheiten. In Bereich des Vorneuhochdeutschen ist ihr Zusammenhang enger geblieben, was sich an vielen Instituten noch im Fortbestehen der 'Älteren Abteilung' markiert.

Die deutsche Literatur ist in keiner Periode aus sich selbst heraus, sondern immer im Kontakt mit anderssprachigen Literaturen entstanden. Dementsprechend enthält die Literaturwissenschaft Komponenten einer komparatistischen (vergleichenden) und allgemeinen Literaturforschung. An vielen Universitäten ist die Komparatistik dem Germanistischen Institut angegliedert.

In sachlicher und mancherorts auch organisatorischer Nähe zur Literaturwissenschaft befinden sich die Theater- und die Medienwissenschaft (Filmanalyse etc.).

Auch die Sprachwissenschaft hat mit den neuen Medien und besonders mit der Computertechnik neue Arbeitsfelder erhalten (Gesprächsanalyse, 'neue Schriftlichkeit' per Fax und Internet etc.); die Computerlinguistik soll eine Verbindung zu den Ingenieurswissenschaften sichern, die Psycholinguistik eine Verbindung zur Medizin.

Die Deutschdidaktik ist ein Teilbereich der Germanistischen Fachwissenschaft. Sie beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit Zielen, Inhalten, Methoden, Prozessen des Lehrens und Lernens in den Bereichen Sprache und Literatur. Das geschieht vor allem im Hinblick auf das Berufsfeld Schule, auf das die Mehrzahl der Germanistik-Absolventen zusteuert. Wachsende Aufmerksamkeit gilt heute auch der Vermittlung sprachlicher und literarischer Bildung in der Öffentlichkeit sowie im Studienbetrieb selbst (Hochschuldidaktik).

Deutsch als Fremdsprache hat sich an vielen Universitäten zu einem Teilfach entwickelt angesichts der großen Zahl der in Deutschland lebenden Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist; auch angesichts einer im Ausland wachsenden Nachfrage nach Deutschkenntnissen.

Das Fach will über den bloßen Sprachunterricht hinaus auch 'Landeskunde' vermitteln, d.h. mit der Kultur, den Lebensverhältnissen, dem Politik-, Rechts- und Wirtschaftssystem Deutschlands bekanntmachen.

In ähnlicher Richtung entwickeln sich - unter dem Titel der 'German Studies' -an vielen ausländischen Universitäten die germanistischen Lehrangebote.

 
1.2. Tätigkeiten

Das Studium der Germanistik impliziert zunächst keine eindeutige Berufsentscheidung. Oft wird es aufgenommen, weil es der Hoffnung auf "Allgemeinbildung" besonders weit entgegenzukommen und weil es Spielraum für ästhetisches Empfinden und künstlerische Neigungen zu öffnen scheint. Auch mutet es von der Schule, besonders vom Deutschunterricht her vertraut an. Viele Germanistikstudenten wollen Lehrer werden; und in der tat machen die Examina fürs 'Lehramt' den Großteil der akademischen Abschlußprüfungen aus. Nicht selten wird die Germanistik zunächst als ein 'Verlegenheitsfach' gewählt. Das muß nicht negativ gesehen werden. Das Bedürfnis nach einer allgemeineren, nicht geradlinig berufsfixierten Orientierung ist für die Beschäftigung mit Literatur und Sprache nützlich. Doch dürfen generelles Problembewußtsein und lebhaftes Allgemeininteresse nicht darüber hinwegtäuschen, daß für ein erfolgreiches Fachstudium und für sämtliche Berufstätigkeiten, die daran anschließen, vor allem eines erforderlich ist: eine überdurchschnittlich ausgeprägte Sprachkompetenz. Wer ungern liest und wer im Deutschunterricht jahrelang Schwierigkeiten mit der "sprachlichen Ausdrucksfähigkeit" hatte, sollte lieber etwas anderes studieren.

1.21 Allgemeine Tätigkeitsmerkmale
 
Die Haupttätigkeit von Germanisten besteht (neben ständiger Lektüre) im Verfassen und Bearbeiten von Texten, fremden wie eigenen. Die geschriebene und gesprochene Sprache ist zugleich Material wie Instrument der Arbeit. Über die grammatikalische Korrektheit hinaus ist Stilsicherheit und sprachästhetisches Urteilsvermögen gefordert, der sichere Umgang mit dem sprachlichen und literarischen 'Schulwissen’ eine Minimalvoraussetzung.

 
1.22 Ausübungs- und Aufstiegsformen
 
Vorbemerkung: Für den Beruf des Lehrers ist der Studienabschluß mit dem Staatsexamen obligatorisch. Für die übrigen Berufe ist vor allem der Nachweis eines Studienabschlusses wichtig. Das wird in vielen Fällen der 'Magister' sein; er hat bei einer Beschäftigung im Ausland den Vorteil der leichten 'Wiedererkennbarkeit'. Im übrigen gilt aber das Staatsexamen in der Regel als gleichwertiger Abschluß. Absolventen, die nach dem 1. Staatsexamen noch das Referendariat und das 2. Staatsexamen hinter sich gebracht haben, haben nach Auskunft der Arbeitsämter auch außerhalb des Schuldienstes Chancen; sie gelten in Kulturämtern und in der freien Wirtschaft als besonders 'belastungsgetestet'. - Bei den wissenschaftlichen Berufen ist in aller Regel die Promotion Voraussetzung; sie kann freilich erst nach einem mit M.A. oder Staatsexamen abgeschlossenen Studium in Angriff genommen werden.

 
Lehrer

Lehrer an Gymnasien bzw. in der Sekundarstufe II sind in der Regel verbeamtet. Daneben wächst der Anteil von Lehrern im Angestelltenverhältnis auf Zeit und/oder mit reduzierter Stundenzahl und Bezahlung. (Vgl. Blätter zur Berufskunde 3 - III C 01 Lehrer an Gymnasien)

Für Lehrer an Grund-, Haupt- und Realschulen bzw. in der Sekundarstufe I gilt, was das Beamten- oder Angestelltenverhältnis betrifft, dasselbe wie für Gymnasiallehrer. Entsprechend dem geringeren fachwissenschaftlichen Anteil in ihrem Studium (s.u. 2.2) wird ihre fachspezifische Verwendung als 'Deutschlehrer' oft zurücktreten zugunsten des Einsatzes in anderen Schulfächern oder im fächerübergreifenden Unterricht, wo sprachliche und literarische Bildung ebenfalls eine Rolle spielt. Das gilt besonders für das Lehramt an Grundschulen.

Diplom-Handelslehrer arbeiten an Berufsschulen oder Fachoberschulen und unterrichten neben volks- und betriebswirtschaftlichen Gegenständen auch andere Fächer, unter denen Deutsch (neben Mathematik) das wichtigste ist.

Aufstiegsformen:

Im Lehramt an Gymnasien (bzw. Sekundarstufe II) erfolgt nach dem 1. Staatsexamen an der Universität eine meist zweijährige Referendarsausbildung mit Abschluß des 2. Staatsexamens an einer Schule. Das 1. Staatsexamen begründet einen Rechtsanspruch auf Übernahme in die Referendarsausbildung. Doch begründet das 2. Staatsexamen keinen Rechtsanspruch auf Übernahme in den Schuldienst. Bei Einstellung in den Schuldienst erfolgt die Ernennung zum 'Studienrat zur Anstellung' (bzw. Studienassessor) als Beamter auf Probe. Die Anzahl verfügbarer Planstellen bestimmt den Zeitpunkt, zu dem die Verbeamtung auf Lebenszeit (als 'Studienrat') erfolgt. Die Beförderung zum 'Oberstudienrat' ist von der (geringeren) Zahl der vorhandenen Planstellen abhängig und an ein Bewerbungs- und Begutachtungsverfahren gebunden. Die Planstellen für Schulleiter (Studiendirektor, Oberstudiendirektor) und in der Schulverwaltung (Schulrat usw.) werden öffentlich ausgeschrieben und über ein Bewerbungs- und Begutachtungsverfahren besetzt. - Festangestellte (beamtete) Lehrer können als 'Fachleiter' mit der Betreuung von Referendaren und der Organisation des Fachunterrichts an einer Schule betraut werden und erhalten dafür angemessene Vergünstigungen.

In den Grund-, Haupt- und Realschulen (bzw. Sekundarstufe I) ist eine Abstufung analog der Stufung Studienrat/Oberstudienrat nicht gegeben. Die Besetzung der Schulleiterstellen (Rektoren) und in der Schulverwaltung (Schulrat) erfolgt nach öffentlicher Ausschreibung in einem Bewerbungs- und Begutachtungsverfahren.

Lehrerstellen an einer deutschen Schule im Ausland werden oft über den Dienstweg besetzt, d.h. im Inland festbeamtete Lehrer werden auf Zeit ins Ausland abgeordnet. Oft werden aber Auslandstellen auch öffentlich ausgeschrieben und stehen für Bewerber ohne feste Anstellung offen. Sie erhalten in der Regel einen Vertrag als Angestellte auf Zeit.

Lehrer an Privatschulen arbeiten in der Regel im Angestelltenverhältnis nach individuellem Arbeitsvertrag.
 

Erwachsenenbildung

Der Sammelbegriff der "Erwachsenenbildung" bezeichnet primär eine Lehrtätigkeit an staatlichen oder privaten Abendgymnasien, die über den sogenannten 2. Bildungsweg zur Hochschulreife führen; Schulpraxis ist auch hier sehr erwünscht, wenn nicht (für Beamtenstellen) vorgeschrieben. Weiterhin fällt in den Bereich der Erwachsenenbildung die Tätigkeit an Volkshochschulen als pädagogischer Mitarbeiter oder in leitender Funktion. Dazu wird ein abgeschlossenes Studium - möglichst mit erziehungswissenschaftlichem Akzent - vorausgesetzt (vgl. "Blätter für Berufskunde" 3 - III E 04 Leiter und pädagogischer Mitarbeiter an Volkshochschulen").

Auch in den Bildungseinrichtungen von Kirchen, Gewerkschaften, Verbänden, Parteien und Betrieben lehren Germanisten als hauptamtliche Dozenten.
 

Hochschullehrer

An den germanistischen Instituten der Universitäten, Technischen Universitäten, Technischen Hochschulen und Gesamthochschulen sind Germanisten in Forschung und Lehre tätig, und zwar

zeitlich befristet

- als wissenschaftliche Hilfskraft (Voraussetzung: Staats- oder Magisterexamen), als Doktoranden mit Graduiertenstipendium (nach Staats- oder Magisterexamen), vielerorts in sog. Graduiertenkollegs; als wissenschaftl. Mitarbeiter/ wissenschaftl. Angestellte (nach Staats- oder Magisterexamen); als Hochschulassistenten (nach Promotion); als Professor auf Zeit (nach Promotion und Habilitation).

zeitlich unbefristet

- als Studienräte im Hochschuldienst (nach Staatsexamen und Promotion, Lehrerfahrung); als Akademische Räte (nach Promotion und Lehrerfahrung); als Professor (nach Promotion und Habilitation).
 

Aufstiegsformen

Bei den Professorenstellen auf Lebenszeit gibt es die Abstufung zwischen den C3-Professuren (in manchen Bundesländern auch 'Wissenschaftl. Rat und Professor' oder 'Extraordinarius' genannt) und den C4-Professuren (auch 'Ordinarius' oder 'Lehrstuhlinhaber' genannt). Der Hauptunterschied besteht in der Höhe der Besoldung.

Freie Hochschullehrerstellen müssen öffentlich ausgeschrieben werden. Das gilt in den meisten Bundesländern auch für Assistenten- und Ratsstellen. Im Prinzip kann jemand Professor werden, ohne vorher Assistent oder Ratgewesen zu sein, wenn er nur die wissenschaftlichen Qualifikationen mitbringt. Freilich sind in der Germanistik (anders als etwa in der Architektur oder in den Ingenieurswissenschaften) 'Seiteneinsteiger' extrem selten.

Viele Professoren haben, ohne damit einer zwingend vorgeschrieben Laufbahn zu folgen, als Hilfskraft begonnen, haben als wissenschaftl. Mitarbeiter oder Assistenten innerhalb der Frist von 3-5 Jahren ihre Dissertation angefertigt, haben sich dann als Hochschulassistenten mit einer weiteren Monographie nach 3-6 Jahren habilitiert, mußten sich auf dem Stellenmarkt bewerben und konnten nach einem Auswahlverfahren berufen werden.

Die Stellen eines Studienrats im Hochschuldienst und die eines Akademischen Rats werden in der Regel nach öffentlicher Ausschreibung besetzt. Für Studienräte besteht (analog zu den Studienräten an Gymnasien) Aufstiegsmöglichkeit zum Oberstudienrat und Studiendirektor; für Akademische Räte Aufstiegsmöglichkeit zum Akad. Oberrat und Akad. Direktor.
 

Lektor an einer ausländischen Universität

Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst können sich examinierte Germanisten auf Lektorate an den Germanistik-Instituten ausländischer, nichtdeutschsprachiger Universitäten bewerben. Sie sind dort in erster Linie für den Spracherwerb zuständig, haben darüber hinaus oft aber noch weitere Aufgaben der Literatur- und Kulturvermittlung. Die Stellen sind in der Regel auf 3-5 Jahre befristet.
 

Wissenschaftlicher Bibliothekar

Der wissenschaftliche Bibliothekar an Universitäts- und Landesbibliotheken leitet das germanistische Fachreferat; seine Aufgaben bestehen in der Auswahl und Systematisierung von Primär- und Sekundärliteratur aus dem Gebiet der Germanistik; weiterhin in der Erhaltung, Restaurierung und Erschließung von Handschriften. Organisatorisch werden elektronische Datenverarbeitung und neue Arbeitsmedien (Mikrofilme, Scanner) immer wichtiger; ein wissenschaftlicher Bibliothekar ist nicht zuletzt Verwaltungsfachmann.

Das Höchstalter für den Berufseinstieg liegt bei 32 Jahren. In den meisten Bundesländern sind sowohl Staatsexamen als auch Promotion Voraussetzung. Die Aufstiegmöglichkeiten sind durch die höhere Beamtenlaufbahn vorgezeichnet: der Bibliotheksreferendar absolviert den praktischen Teil seiner Ausbildung an einer Bibliothek, deren theoretischen Teil an einem der vier Bibliothekar-Lehrinstitute in Hamburg, Köln, Frankfurt (Main) oder München; Abschluß dieses zweijährigen Vorbereitungsdienstes bildet das 2.Staatsexamen mit der Ernennung zum Bibliotheksassessor (bzw. Bibliotheksrat, Oberbibliotheksrat bis zum Bibliotheksdirektor (vgl. "Blätter zur Berufskunde " 3 - X B 01 Bibliothekar [höherer Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken]).
 

Wissenschaftlicher Dokumentar

Dieser in der Öffentlichkeit weniger bekannte Beruf besorgt die Auswahl, Redaktion, EVD-Speicherung und Publikation von Dokumenten jeder Art innerhalb des wissenschaftlichen Fachgebiets an Dokumentationsstellen der privaten Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung. Die Methoden der Datenverarbeitung sind unentbehrlicher Bestandteil der Berufsausübung. (Vgl. "Blätter zur Berufskunde" 3 - X C 01 Wissenschaftlicher Dokumentar).
 

Wissenschaftlicher Angestellter / Mitarbeiter an Forschungseinrichtungen

Nicht selten arbeiten Germanisten als wissenschaftl. Angestellte in universitären oder der Universität angegliederten Forschungseinrichtungen, z.B. an mittel- oder langfristig eingerichteten Institutionen, an denen bestimmte Sprach- oder Literaturbestände aufgearbeitet werden (Sprachatlanten, Wörterbücher, Literatur einzelner Epochen oder Regionen u.a.). Das Arbeitsverhältnis ist meist befristet, unter Umständen auch unbefristet.
 

Journalist und Redakteur

Ein guter Journalist muß nicht unbedingt Germanistik studiert noch muß er überhaupt studiert haben. Doch sind nach Umfragen in den Kulturredaktionen der Tages- und Wochenzeitungen Journalisten mit akademischem Abschluß der Normalfall und solche mit abgeschlossenem Germanistikstudium häufig. Freilich ist im Journailstikbereich die Germanistik nur ein Basisfach neben anderen. Zusatzqualifikationen sind oft erwünscht. (Vgl. "Blätter zur Berufskunde" 2 - X F 30 Journalist):

An Tages- und Wochenzeitungen sind Feuilletonredakteure (angestellt) und freie Mitarbeiter (honoriert) für Literatur, Theater-, Film- und Fernsehkritik zuständig, ebenso für allgemeine Reportagen kulturellen Inhalts. Viele Journalisten haben mit einem mehrwöchigen Praktikum in einer Zeitungsrtedaktion erste Erfahrungen gesammelt und später ein 12- bis 18-monatiges Volontariat absolviert, bevor sie als Redakteur angestellt wurden. Sie konnten dann - bei entsprechend günstiger Konstellation und Begabung - Ressortleiter oder gar Chefredakteur werden.

Manche größeren Verlagshäuser geben regelmäßig erscheinende Fachzeitschriften heraus, die von einem hauptamtlichen Redakteur betreut werden. Soweit es sich dabei nicht um wissenschaftliche und belletristische Buchverlage handelt (s.u. Verlagslektor), kommen für diese Redakteursstellen Journalisten in Frage.

Ein umfassendes Themengebiet bearbeiten die entsprechend orientierten Redakteure (angestellt) und freien Mitarbeiter (honoriert) an Rundfunk- und Fernsehanstalten: Abfassung bzw. Redaktion informativer und zeitkritischer Sendungen aus dem gesamten Kulturbereich. Zur Bewerbung um das anderthalbjährige Volontariat wird ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorausgesetzt.

Bei den Rundfunkanstalten kann der Redakteur zum Abteilungsleiter avancieren, dem ein Fachbereich, z.B. Schulfunk, untersteht; der Hauptabteilungsleiter ist verantwortlich für einen thematisch zusammenhängenden Programmbereich, z.B. Schul-, Kinder-, Jugend-, Frauenfunk und Erwachsenenbildung; die letzte Stufe vor dem Intendanten stellt der Programmdirektor dar mit der Kompetenz für das gesamte Hörfunkprogramm.

Die Fernsehanstalten haben eine ähnliche Stufenfolge der Positionen und Funktionen: Volontär, Redakteur, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter, Programmdirektor, Intendant. Die komplizierten technischen Vorgänge erfordern in hohem Maße Teamarbeit. So fungiert der Redakteur bei der Produktion eines Programms vornehmlich als Leiter einer Gruppe, die durchschnittlich 20 Mitarbeiter umfaßt (u.a. freie Mitarbeiter, Aufnahmeleiter, Kameraleute, Ton- und Bildingenieure, Cutter).

Für erfahrene Journalisten mit entsprechender Branchenkenntnis bieten sich als weitere Berufsfelder die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an. Der Pressereferent einer Behörde oder eines Unternehmens versorgt die Öffentlichkeit (mittels der ihm zugänglichen Medien) mit Informationen über die Arbeit seiner Institution; darüber hinaus ist er zuständig für die interne Informationsvermittlung (z.B. durch Hauszeitungen). Die weitergehende Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit besteht in gezielter Imagepflege; über entsprechende Presseaktivitäten hinaus gehört auch die publikumswirksame Organisation von Veranstaltungen (Ausstellungen, Tagungen, Besichtigungen) zum Tätigkeitsgebiet.
 

Verlagslektor

An wissenschaftlichen, belletristischen und Schulbuchverlagen sowie in Buchgemeinschaften nimmt der Verlagslektor durch kritische Auswahl und Redaktion der eingehenden Manuskripte Einfluß auf das Verlagsprogramm - mehr noch durch die Initiierung von Einzelthemen oder Titelreihen und die Auftragserteilung an geeignete Autoren bzw. Herausgeber. Der Lektor hat dabei die wirtschaftlichen Interessen seines Verlages zu berücksichtigen, indem er nicht nur Qualität, sondern auch Absatzmöglichkeiten seiner Titel als Auswahlkriterien akzeptiert. Ein guter Verlagslektor wird seine Entscheidungen so kaufmännisch wie nötig und so literarisch wie möglich treffen.
Er kann - im Angestelltenverhältnis - bis zum Cheflektor aufsteigen.

Mitarbeiter an Goethe-Instituten

Dieses Arbeitsgebiet ist sehr komplex angelegt; es umfaßt den weiten Bereich deutscher Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit im In- und Ausland von Sprachunterricht, Literaturkursen und Deutschlandkunde bis hin zur Organisation von Theater- unf Filmvorführungen, Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen.

Bewerber müssen in der Regel mindestens 25 und höchstens 32 Jahre alt sein, Ausnahmen sind bei Lehrerfahrung möglich. Neben der gründlichen Kenntnis zweier Fremdsprachen wird ein beliebiger Hochschulabschluß (Staatsexamen, Magister Artium oder Promotion) vorausgesetzt. Das 2.Staatsexamen oder Erfahrungen im Kulturmanagement können die Bewerberchancen erhöhen. Hauptfachgermanisten stehen nicht selten in Konkurrenz mit Absolventen anderer Fächer (Fremdsprachenphilologien, Juristen). Kandidaten, die den einwöchigen Auswahlkursus in München erfolgreich durchlaufen haben, erhalten eine einjährige Ausbildung zum Dozenten. Danach gehören sie als Angestellte dem Öffentlichen Dienst an und sind verpflichtet, zunächst zwei bis drei Jahre an einem Inlandsinstitut zu arbeiten, bevor sie eine erste Auslandsstelle bekommen. Nach dem Prinzip der Personalrotation ist später die Rückkehr an ein inländisches Institut vorgesehen.

Ein Dozent hat die Möglichkeit, Sprachabteilungsleiter oder Institutsleiter zu werden.
 

Mitarbeiter an Forschungseinrichtungen

In Verbindung mit einer Universität oder einer wissenschaftlichen Akademie bestehen mancherorts Forschungseinrichtungen oder Arbeitsstellen, die für Langzeitprojekte eingerichtet sind: Wörterbücher, Sprachatlanten, historisch-kritische Editionen eines literarischen Oeuvres. Freie Stellen werden dort in der Regel nach öffentlicher Ausschreibung mit Bewerbern besetzt, die für das jeweilige Projekt spezifische Qualifikationen (oft sind es thematisch einschlägige Dissertationen) vorweisen können.
 

Beamte des höheren Auswärtigen Dienstes

Die Tätigkeitsfelder liegen hier ebenfalls in der Kultur-, Öffentlichkeits- und Verwaltungsarbeit: im Ausland an diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland, denen etwa auch staatliche Kulturinstitute (z.B. Goethe-Institute, deutsche Schulen im Ausland) unterstehen; im Inland an den einschlägigen Kultur- und Pressereferaten des Auswärtigen Amtes.

Die Arbeitsbereiche könnten sich im Zuge einer weiteren Ausgestaltung der Europäischen Union erweitern.

Noch stärker als beim Goethe-Institut stehen Germanisten hier in Konkurrenz mit Absolventen anderer kultur- und geisteswissenschaftlicher Fächer, aber auch Juristen, Betriebswirten u.a.
 

Dramaturg

Die literaturwissenschaftliche Beratung bei der Spielplan- oder Programmgestaltung am Theater, an Fernseh- und Rundfunkanstalten (Hörspielabteilung) ist die Aufgabe des Dramaturgen. Ihm obliegt es, geeignete Texte vorzuschlagen und nach Möglichkeiten des jeweiligen Mediums zur Inszenierung vorzubereiten. Auch können Programmheftgestaltung, Theaterzeitung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Autoren- und Verlagskontakte zu seinem Tätigkeitsfeld gehören.

Aufstiegsmöglichkeiten im Angestelltenverhältnis: ein abgeschlossenes Studium ist von Vorteil; auf das (meist unbezahlte) Volontariat folgt die Tätigkeit als Assistent und Dramaturg, an größeren Institutionen als Chefdramaturg. Näheres s. "Blätter für Berufskunde" 3 - X K 01 Theaterwissenschaftler und 2- XI C 07 Regisseur -Dramaturg.
 

Kulturmanagement

Germanisten steht ein breiter werdendes, freilich sehr vielgestaltiges und unübersichtliches Feld beruflicher Tätigkeiten offen, die gern unter dem Oberbegriff des 'Kulturmanagements' zusammengefaßt werden. Hier stehen die Germanisten in Konkurrenz zu Absolventen anderer geisteswissenschaftlicher Studien, etwa zu Romanisten, Anglisten, Historikern, Kunsthistorikern, aber auch zu Juristen oder Betriebswirten. Die Eintrittsvoraussetzungen sind ganz verschiedenartig; oft spielen Zusatzqualifikationen oder besondere berufliche Erfahrungen eine Rolle.
Die Arbeitsverträge sind sehr oft zeitlich befristet. Gearbeitet wird in der Regel im Angestelltenverhältnis, nicht selten auch im Rahmen von Werkverträgen.

Tätigkeitsfelder sind zum Beispiel:

 
Freiberufliche Tätigkeiten

In der Werbebrance werden Germanisten nicht ungern als Texter eingestellt.
Vereinzelt gibt es Büros für Sprachberatung, die im Auftrag von Firmen zum Beispiel Gebrauchsanweisungen oder Produktbeschreibungen herstellen.

Im übrigen sind Germanisten oft ‘Generalisten’ und finden sich in den verschiedensten Berufszweigen wieder, und zwar auf Positionen, die durchaus studienfern sein können aber eine gute Allgemeinbildung und sprachliches Ausdrucksvermögen erfordern.
 

1.3. Katalog der Ausbildungs- und Aufstiegsformen
 
 
Beruf Tätigkeit Arbeitsplatz Aufstiegsmöglichkeiten Status
Lehrer Unterricht Gymnasien, Gesamtschulen, berufsbildende Schulen, Abendgymnasien Studienreferendar, Studienrat, Oberstudienrat, Studiendirektor, Oberstudiendirektor angestellt/beamtet
  Unterricht Grund-, Haupt- und Realschulen Referendar, Lehrer, 
Konrektor, Rektor
angestellt/beamtet
  Unterricht Privatschulen - angestellt
  Unterricht Deutsche Schulen im Ausland Studienrat, Oberstudienrat, Studiendirektor, Oberstudiendirektor beamtet
  Unterricht Volkshochschulen Pädagog. Mitarbeiter bis zum Leiter  angestellt/beamtet
  Unterricht Bildungseinrichtungen von Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Betrieben Hauptamtlicher Dozent angestellt
Hochschullehrer Lehre Universitäten, Techn. Hochschulen und Techn. Universitäten, Gesamthochschulen, 
Pädagog. Hoch-schulen
Studienrat i.H., Akad. Rat, Akad. Oberrat, Akad. Direktor angestellt/beamtet
  Forschung und Lehre Universitäten, Techn. Hochschulen und Techn. Universitäten, Gesamthochschulen, Pädagog. Hoch-schulen Wiss. Mitarbeiter, Wiss. Assistent, Wiss. Rat und Professor, Ordentlicher Professor angestellt/beamtet
Wiss. Bibliothekar Beschaffung und Erschließung der Bestände Universitäts- und Landesbibliotheken Bibliotheksrefendar, 
-assessor (bzw. Bibliotheksrat z.A.), Bibliotheksrat, Oberbibliotheksrat, Bibliotheksdirektor
beamtet
Wiss. Dokumentar Erfassung, EDV-Speicherung und Vermittlung wiss. Informationen Dokumentations-stellen in Wirtschaft und Verwaltung Leiter einer Dokumentationsstelle angestellt/beamtet
Journalist und Redakteur Redaktion von Fachzeitschriften Verlage Volontär, Redakteur, Chefredakteur angestellt
  Kulturkritik Tages- und Wochenzeitungen Volontär, Redakteur, Ressortleiter, Chefredakteur angestellt/freiberuf-lich
  Kulturkritik Rundfunkanstalten Volontär, Redakteur, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter, Programmdirektor angestellt/ freiberuf-lich
  Kulturkritik Fernsehanstalten Volontär, Redakteur, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter, Programmdirektor angestellt/ freiberuflich
  Informationen und Public Relations Behörden und Unternehmen Mitarbeiter, Leiter einer Presse- bzw. PR-Abteilung angestellt/beamtet
Verlagslektor Manuskriptredaktion, Gestaltung des Verlagsprogramms wiss., belletristische, Schulbuchverlage und Buchgemeinschaften Lektor, Cheflektor angestellt
Lektor an ausländ. Universitäten Lehre ausländ. Universitäten - angestellt
Mitarbeiter an Goethe-Instituten Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit Goethe-Institute im In- und Ausland Dozent, Institutsleiter angestellt
Mitarbeiter an Forschungs-einrichtungen   Universitäten,  
Akademien,  
Forschungsinstitute
  angestellt
Kulturreferent Kultur- Öffentlichkeits- und Verwaltungsarbeit Ministerien   beamtet/angestellt
  Kultur- Öffentlichkeits- und Verwaltungsarbeit Bezirksämter,  
Stadtverwaltungen
  beamtet/angestellt
  Kultur- Öffentlichkeits- und Verwaltungsarbeit Touristikunternehmen, Werbeagenturen u.a.   freiberuflich
Dramaturg literaturwiss. Beratung, Textbearbeitung, Öffentlichkeitsarbeit Theater, Fernsehen, Rundfunk Volontär, Assistent, Dramaturg, Chefdramaturg angestellt
 
 

Nächstes Kapitel: Ausbildung

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